Gibt’s ja gar nicht?

Andreas A. Berse

 · 12.11.2023

Gibt’s ja gar nicht?Foto: AutoShow.at
Die Nachfrage nach Porsche-Miniaturen ist groß. Das bedeutet aber nicht, dass es keine Raritäten en miniature gäbe, die sich an Zuffenhausener Vorbildern orientieren. Gleichzeitig gibt sich die Handarbeitsbranche aber auch Mühe, Porsche-Vorbilder mit ungewöhnlicher Präzision selbst in kompakten Maßstäben wie der Baugröße 1:43 nachzuzeichnen, inklusive beweglicher Teile. Und manchmal geht den Schöpfern ganz schön die Fantasie durch.
Manchmal geht mit den Herstellern die Fantasie durch, manchmal schaffen sie unglaubliche 1:43-Wunderwerke
Foto: AutoShow.at

Was kann es für eine Marke Größeres geben, als dass sie bei den Entwicklern von Miniaturen die Fantasie so nachhaltig anregt, dass die teilweise den Boden der Realität unter den Reifen komplett verlieren? Porsche hat diese magische Ausstrahlung seit 75 Jahren. Und dabei können auch einmal Waswäre-wenn-Autos en miniature als Ergebnis herauskommen. Wie wäre es beispielsweise mit einem Porsche 917 KH, der die Idee des Sechsrad-Tyrrell Typ P34 vorweggenommen hätte, der 1976 immerhin einen Formel-1-Sieg einfuhr?

Remember hat ein solches Modell in 1:43 auf seine sechs fiktiven Räder gestellt und die besondere Konstruktion aerodynamisch mit der Karosserie verkleidet. Die Italiener nannten ihre Schöpfung Porsche 917 KH 6-Rad und spendierten ihr die weltberühmte „Gulf“-Lackierung. Jo Siffert höchstpersönlich soll das Auto 1970 in Daytona mit einem „T“ als Startnummer und der Zusatzbeschriftung „XP“ auf dem weißen Feld der Startnummer bewegt haben. Wir suchten nach kompetenter Rück- meldung vom Porsche-Archiv und ernteten eher ein Kopfschütteln! Das 1:43-Modell von Remember ist schon lange ausverkauft und kostet heute antiquarisch um die 160 Euro.

Ein weiterer dieser Faktencheck-Wackelkandidaten ist ein silbrig schimmernder Umbau des Porsche 928 in einer Optik, die an den historischen Porsche 718 RSK Spyder erinnern soll. Es gab wohl ein Kit-Car in den Staaten. Diese Idee hat das Team von Europa Models in einer Art Fieber ausgebrütet, bei Vroom gab es ihn auch. Wolpertinger oder Einzelstück? 1:43-Sammler zahlen heute für gut erhaltene Exemplare bis zu 200 Euro.

Themenwechsel: Denn manchmal lebt sich die Liebe zur Marke Porsche im kompakten Maßstab 1:43 einfach durch eine grandiose Detaillierung gekonnt aus. Das erste Beispiel für die These ist ein weißer Porsche 911 Turbo S mit der Startnummer 46, der 1993 bei den 24 Stunden von Le Mans mit Walter Röhrl, Hans-Joachim Stuck und Hurley Haywood an den Start ging. Das Top-Modell der drei berühmten Piloten von Renaissance Integral hat bewegliche Türen und ein Trauminterieur. Der weiße Miniatur-Elfer ist schon lange ausverkauft und wird heute unter Kennern für bis zu 300 Euro gehandelt.

In Sachen Finish setzte Vincenzo Bosica 1983 noch einen drauf, als er einen roten 356 A auf einem Holzsockel einparkte. Dieses Auto ist für einige Porsche-Fans der „Heilige Gral“ in 1:43, denn es hat bewegliche Türen und Hauben sowie furiose Feinheiten. Bosica hat sein Meisterwerk von damals auf einem Holzsockel selber signiert. Es scheint, als habe der unbestrittene Meister der Modellbaukünstler damals für dieses Projekt alle Register seiner Kunstfertigkeit gezogen.

Das macht den roten Porsche heute zu einer schillernden Ikone, die den Status eines „Yeti“ besitzt. Gibt es das Modell wirklich? Ja, unsere Bilder beweisen es. Die schlechte Nachricht folgt auf dem Fuße. Wenn solche eine Preziose überhaupt einmal zum Verkauf angeboten wird, geht unter 800 Euro gar nichts. Gesehen haben wir alle diese vier Porsche-Raritäten bei www.AutoShow.at, wo sie antiquarisch angeboten werden.

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