Kleinserien-Insider - Carlos Vermächtnis

Andreas A. Berse

 · 19.01.2024

Kleinserien-Insider - Carlos VermächtnisFoto: AutoShow.at
ABC Brianza gehört heute zu den Traditionsnamen in der Kleinserienwelt. Carlo Brianza entwickelte mit seinen Modellen eine eigene und vor allem unverwechselbare Handschrift. Und in dem ungewöhnlichen Maßstab 1:14 schuf der Italiener ab der zweiten Hälfte der achtziger Jahre Ferrari-Kunstwerke der absoluten Extraklasse. Es ist höchste Zeit, in unserer Rubrik an diese faszinierende Spielart von Modellautos zu erinnern, die Kenner so lieben.
Die vier Ferrari-Modelle in 1:14 atmen die Stilsicherheit von Carlo Brianza in jedem Millimeterbruchteil
Foto: AutoShow.at

Nichts ist Zufall. Auch nicht die Baugröße 1:14, die Carlo Brianza mit seinen Ferrari-Modellen so berühmt gemacht hat. Der „krumme“ Maßstab hat einen ganz sachlichen Hintergrund. In den Achtzigern war CAD noch etwas für Flugzeugkonstrukteure. Produzenten von Modellautos näherten sich ihren Kleinkunstwerken mithilfe von Handmodellen an. Die wurden üblicherweise in der doppelten Baugröße des Serienmodells auf Kiel gelegt. Bedeutete beim 1:43-Modell: 1:22,5. Die doppelte Baugröße wählten viele Urmodellbauer deshalb, weil Ungereimtheiten und Fehler so noch gnadenloser zu erkennen waren. 1:43 war damals für den Kleinserienmarkt die auflagenstärkste Konfektionsgröße. Carlo Brianza, der 1963 damit begann, zunächst selber Unikate und später Großmodelle in Handarbeit zu fertigen, startete zwar mit Miniaturen in 1:10 und 1:13, fand dann aber schnell zu der Baugröße 1:14. Das lässt sich ganz einfach erklären: Brianza fertigte für zahlreiche Anbieter aus Italien Urmuster und baute auch selber 1:43-Modelle. Weil er aber ein abso- luter Perfektionist war, baute er seine Urmodelle in der dreifachen Größe, also 1:14,3, um noch präziser arbeiten zu können. Dadurch entstand die außergewöhnliche Größe, die heute auch für seine Person steht. Wer 1:14 sagt, der denkt an Carlo Brianza.

Zudem konnte der Meister hier viel mehr ins Detail gehen. 1:14 gab dem Virtuosen der handwerklich herausgearbeiteten Finessen ganz andere Möglichkeiten. Die Miniaturen zeigten im Bereich des Fahrwerks, des Motors und auch der Renninterieurs einen Zuschnitt und einen Facettenreichtum, der schnell unverwechselbar wurde und der Konkurrenz ihre Hausaufgaben diktierte.

Laura und Andrea Brianza, seine beiden Kinder und Nachfolger im Modellautogeschäft, ließen den Maßstab lange im Programm. Heute werden diese Kunstwerke aber nicht mehr gefertigt. Wir können an dieser Stelle vier verschiedene MaranelloHengste zeigen, die noch von Carlo entwickelt wurden und damals Meilensteine der Modellauto-Szene waren. Nur einer davon trägt eine Startnummer. Es ist jener Ferrari 330 P4 Spyder, den Chris Amon und Lorenzo Bandini bei den 24 Stunden von Daytona im Jahr 1967 zum Sieg fuhren. Das Original gilt bei vielen Experten als schönster MaranelloRennwagen aller Zeiten. Das Starterfeld komplettieren auf unseren Fotos – die uns Johann Stegny von AutoShow.at zur Verfügung gestellt hat – der 365 GTB/4 als Daytona als Spyder, der 275 GTB/4 und der 250 GT California Spyder America. Alle sind in Rot lackiert, und alle lösen Brianzas Credo für seine 1:14er, „Wenn schon, denn schon“, mehr als überzeugend ein.

So einen echten Brianza in der Sammlung zu haben, klingt verführerisch. Die letzten 1:14-Preziosen wurden im Jahr 2010 übrigens für 2400 Euro ab Werk verkauft. Wer heute etwas Geduld an den Tag legt, der kann makellos erhaltene Exemplare noch unterhalb dieser Preise erstehen. Die hier gezeigten Versionen haben einen Acryldeckel und besitzen einen Holzsockel, den der Meister bis in der Neunziger selber von Hand angefertigt hat. Was will der Sammler mehr?

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