Control-PostenWie Siku seine RC-Modelle der Control-Serie baut

Unbekannt

 · 28.06.2021

Mit dem Tablet geht es bei den funkferngesteuerten Miniaturen von Siku Control in 1:32 zur gnadenlosen Endkontrolle
Foto: Fotos: Markus Bolsinger

Mit den funkferngesteuerten „Control“-Modellen lenkt Siku eine Erfolgsgeschichte – auch dank globaler Zusammenarbeit.

Agnieszka Bavanowska versteht jetzt keinen Spaß. Egal ob allradgelenkter Claas Xerion oder John Deere mit Frontlader: Bei der Endabnahme der RC-Modelle aus der Control-Serie von Siku sind sie und ihr Team so gnadenlos wie ein Schweizer Uhrmacher. Legt der John-Deere- Frontlader im richtigen Winkel eine Schippe drauf? Beherrscht der Claas- Alleskönner den Hundegang wie ein Hengst die Piaffe, und funktioniert seine Beleuchtung mit Xenon-Effekt so effektvoll wie beim Eiffelturm in Paris das Lichterspiel in der Nacht? Solche funkferngesteuerten Modelle kommen normalerweise aus Asien. Die Werkbänke stehen in China, Taiwan, auf den Philippinen oder in Japan. Aber nicht nur! Bei Siku ist die Produktion der hauseigenen Control-Linie zwar auch globales Business, doch die Montage übernehmen die aufmerksamen Mitarbeiter im polnischen Zlotoryja – knapp 180 Kilometer östlich von Dresden.

Wenn das Team aus der Endkontrolle in der modernen und lichtdurchfluteten Fabrik an der Ulica Przemyslowa 7 die Qualität eines dieser Spitzenprodukte mit routinierter Pingeligkeit unter die Lupe nimmt, dann hat vorher die Globalisierung ihre Muskeln spielen lassen. Michael Knorr von der Entwicklung und Konstruktion bei der Spielzeuglegende: „Die Platinen und die Elektronik kommen aus China. Daran führt kein Weg vorbei. Das können sie dort einfach am besten.“ Doch schon bei den winzigen Motörchen, die in den 1:32- Modelle verbaut sind, hat Siku den Dreh anders raus. Hier ist das Gehirnschmalz aus Lüdenscheid das wichtigste Schmiermittel. Winfried Neumann von der Arbeitsvorbereitung bei Siku: „Die Lastenhefte der speziellen, winzigen Motoren geben wir vor und überwachen auch eng deren Entwicklung.“ Die Bauteile für die Traktoren oder Bagger aus Kunststoff oder Zinkdruckguss sind ein internationaler Cocktail. Diese Komponenten kommen oft aus China, aber teilweise, wie zum Beispiel beim schweren Die-Cast-Gehäuse des Liebherr-Baggers, auch aus Polen. All diese Fertigungsstränge müssen wie die Rädchen eines Getriebes ineinandergreifen, wenn die Montage klappen und die Qualität stimmen soll.

Es scheint zu funktionieren: Denn Agnieszka Bavanowska ist schon beim nächsten Kandidaten, den sie schonungslos kritisch beäugt. Dabei hilft ihr ein Tablet, in das alles eingespeist ist, was der Trecker, der Rennwagen oder der Bagger können muss. Wer die Prüfung erfolgreich übersteht, ist reif für die Verpackung. Das Tablet ist deshalb das richtige Tool für die großen Endkontrolle, weil sich mittlerweile alle Modelle aus der Control-Serie auch dank einer neuen Software mit dem eigenen Handy oder Computer steuern lassen. Wer glaubt, dass Spielzeuglegenden von gestern sein müssen, kann hier Überraschungen erleben. Siku Control ist seit 2004 zu einem sehr erfolgreichen Geschäftszweig der sauerländischen Traditionsmarke geworden, der auch bei neuen Kun- den reiche Ernte einfährt. Britta Sieper, Geschäftsführerin beim großen Namen in deutschen Kinderzimmern: „Es gibt mittlerweile 61 verschiedene Fahrzeuge in dieser Serie. Das reicht von 1:43-Rennwagen wie dem Mercedes SLS AMG und Porsche 911 Carrera GT bis hin zu den 1:32-Modellen nach Traktoren von John Deere, Fendt und Claas oder dem gigantischen Liebherr-Bagger in derselben Baugröße.“ Kurz vor der Auslieferung steht außerdem eine ausgewachsene Zugmaschine in 1:32 mit vollelektronischem Innenleben. 1:87-Modelle runden das Programm nach unten ab.

Für die Schlepper gibt es passende Hänger und Anbaugeräte. Fünf RC-News inklusive ausgetüftelter Varianten erscheinen in etwa pro Jahr. Die Montage verlangt von den Mitarbeitern gleich doppelte Fingerfertigkeit. Winfried Neumann: „Die Platzverhältnisse für Mechanik und Elektronik sind so eng wie ein Nadelöhr. Umso mehr ist die Montagearbeit eine Sache der Präzision.“ Das Beispiel Claas Xerion macht dies nachvollziehbar: In dem gerade einmal 24 Zentimeter langen Winzling verstecken sich neun Platinen, fünf Motoren, zwei voll funktionstüchtige Differenziale und nicht weniger als sechs Meter Kabel sowie 14 LED-Lämpchen. Trotzdem ist die Kabine komplett verglast, und drinnen sitzt eine kleine 1:32-Figur, die beherzt in das Lenkrad greift. Der Xerion, ausgezeichnet als das „Top 10 Spielzeug“ des Jahres 2019, ist ein Hightech-Schlepper und kostet rund 250 Euro. Dafür kann er aber auch vorne lenken, hinten lenken, vorne und hinten lenken und beherrscht den Hundegang in beide seitlich versetzte Richtungen. Bei der Montage fällt eines sofort auf: Präzision wie Schnelligkeit zählen gleichermaßen.

Jeder Griff sitzt. Michael Knorr: „Die Komponenten selbst sind filigran, und die richtige Fixierung spielt sich nicht selten in einem Millimeterbruchteil ab. Da brauchen Sie ganz erfahrene Mitarbeiter mit einem guten Auge.“ Feinmotorik steht auch im Anforderungsprofil. Deshalb liegt die RC-Produktion auch in einem separaten Teil der polnischen Fabrik, getrennt von der Herstellung der Zinkdruckguss-Modellautos oder der 1:87-Traumwagen von Wiking aus Kunststoff. Doch die detaillierten Agrararbeiter haben es auch in Sachen Drehmoment faustdick unter der winzigen Haube. Michael Knorr verkündet mit Ingenieursstolz in der Stimme: „Füllen Sie mal einen dreiachsigen Knorr-Anhänger mit Sand, Kies oder Erde. Das ziehen unsere Siku-Schlepper dann aber trotzdem noch locker weg. Und da haben Sie dann in den winzigen Getrieben schon knackige Anfahrdrehmomente, die beherrscht werden wollen. Unsere Traktoren sind eben miniaturisierte Arbeitsgeräte.“ Wir würden es mit etwas weniger Technikfärbung so formulieren: Die Siku-Control-Modelle sind eine echt starke Sache.