Interview mit Minichamps-Gründer Paul G. Lang zum Absatzmarkt China„China ist der größte 1:18-Markt“

Interview mit Minichamps-Gründer Paul G. Lang zum Absatzmarkt China: „China ist der größte 1:18-Markt“Foto: Werk (3), Markus Bolsinger (1)
Paul Günter Lang

Minichamps und Paul Günter Lang entdecken das Reich der Mitte jetzt wieder ganz neu – als Absatzmarkt!

Für die Klassikerfans in China der 1:18-Star: der Mercedes-Benz 300 SL Foto: Werk (3), Markus Bolsinger (1)
Für die Klassikerfans in China der 1:18-Star: der Mercedes-Benz 300 SL

Herr Lang, Sie haben vor mehr als 30 Jahren als Erster sammelwürdige Modelle in China produzieren lassen und entdecken das Land heute als Absatzmarkt für Ihre Minichamps- Produkte neu! Was passiert dort gerade?

Paul G. Lang: Es ist für uns auf jeden Fall eine interessante Entwicklung. Der Markt erlebt einen regelrechten Boom!

Seitdem China als Absatzmarkt immer wichtiger wird, beeinflusst diese Veränderung auch die Neuheiten, die europäische Sammler erwarten dürfen. Spielt China bald die erste Geige in Sachen Modellpolitik?

Paul G. Lang: Der chinesische Modellautosammler ist ein großer Fan europäischer Automobile, vor allem das Luxussegment hat es ihm angetan, ob Ferrari, Lamborghini, Bugatti, Bentley, Rolls-Royce, Porsche, Mercedes-AMG, BMW, Audi und so weiter. Es sind die Traumautos aller Automobilfans der ganzen Welt. Was man sich im Original noch nicht leisten kann, sollte aber als Miniatur im Maßstab 1:18 mit allen Details als Modell zu kaufen sein. Da unterscheidet sich der chinesische nicht vom globalen Modellautosammler.

Welche Automodelle lassen sich in Europa und China gleichermaßen gut verkaufen?

Paul G. Lang: Bei den aktuellen Fahrzeugen lassen sich auf beiden Kontinenten zwar die gleichen Fahrzeuge verkaufen, aber mit einem ganz wesentlichen Unterschied. Der chinesische Sammler will eine perfekte Miniatur erwerben, alle Teile müssen wie beim Original zu öffnen sein, bis hin zum Tankdeckel oder zum Handschuhfach, und wenn möglich, müssen sich die Sitze in die passende Fahrerposition bringen lassen. Das hat natürlich seinen Preis. Den ist der chinesische Modellautofan aber gerne bereit zu bezahlen, wenn die Miniatur perfekt ausfällt. Im Gegensatz zum europäischen Markt spielt der Preis für ein Qualitätsmodell in China eine sekundäre Rolle. Der europäische Kunde dagegen schaut zuerst einmal auf den Preis und erst dann auf die Qualität. Da hat sicherlich auch der Werbespruch eines Elektrohandelsriesen „Geiz ist geil“ eine gewisse Rolle gespielt. Um beide Märkte optimal bedienen zu können, haben wir vor einiger Zeit damit begonnen, konsequent zweigleisig zu entwickeln. Für den europäischen Markt werden die Modelle ohne Öffnungen produziert, um ein preiswertes Modell anbieten zu können, und für den chinesischen Markt werden die Modelle als „full opening“ produziert. Somit können wir die Sammler weltweit bedienen.

Sie bauen also auch ein Modell in 1:18, wenn es für beide Märkte interessant ist, zweimal nach unterschiedlichen Lastenheft?

Paul G. Lang: Wenn unsere Sammler in der Welt das wünschen: ja! Der Kunde ist ja bekanntlich König.

Gibt es Modelle, die in China gut laufen und in Europa eher Kassengift sind?

Paul G. Lang: Wie bereits erwähnt, die Miniaturen von europäischen Luxusautomobilen in der „full opening“-Version sind aufgrund des Preises Kassengift für den europäischen Markt. Das Kassengift für den chinesischen Markt wären dann die gleichen Modelle mit dem „sealed body“, die sind aber die Renner im europäischen Markt. Das ist eigentlich ganz einfach, wenn man es einmal erkannt hat.

Oldtimer sind ja in China im Maßstab 1:1 noch kein großes Thema, weil sie offiziell nicht eingeführt werden dürfen. Wie sieht es da denn en miniature aus?

Paul G. Lang: Man wundert sich aber trotzdem schon über die Größe der Oldtimer-Szene in China und vor allem über die Begeisterung der Fans für historische europäische Automobile. Da die Chinesen bekannterweise Pragmatiker sind, wächst der reale Bestand an Oldtimern trotzdem ständig auch in China. Das Highlight für den chinesischen Markt ist natürlich die Marke Mercedes-Benz, der Erfinder des Automobils, und hier vor allem der legendäre „Gullwing“, also der Mercedes- Benz 300 SL der Baureihe W 198 aus den Fünfzigern. Es gilt also festzustellen, dass der Markt für historische Miniaturen wächst, aber leider nur millimeterweise pro Jahr. Trotzdem: Auch hier zeigt die Tendenz in China eindeutig nach oben.

Welcher Maßstab gibt denn in China aus Ihrer Sicht gerade den Ton an?

Paul G. Lang: Ganz eindeutig der Maßstab 1:18. China ist schon seit Jahren der mit Abstand größte 1:18er-Markt der Welt.

Welches Standing hat Ihre Marke Minichamps in China?

Paul G. Lang: Als Pionier bei der Entwicklung und der Produktion von sammelwürdigen Modellautos für Sammler im Reich der Mitte ist Minichamps auch nach 30 Jahren immer noch das bekannteste Modellautolabel in China. Und: Unsere Marke steht seit mehr als drei Jahrzehnten für Qualität.