Unbekannt
· 14.06.2021
Was bedeutet die Pandemie für Norev? MODELL-FAHRZEUG sprach darüber mit dem Geschäftsführer Axel Fischer.
Die Pandemie hat die Modellautobranche hart getroffen. Wie geht Norev damit um?
Axel Fischer: Das betrifft bei uns im Moment eher das Geschäft mit der Automobilindustrie, das 2020 um rund 30 Prozent zurückgegangen ist. Das ist hart. Der Fachhandel bleibt dagegen stabil. Denn in der Pandemie ist ein Hobby wichtig.
Das ist ein Segen für Norev. Ist Covid-19 nur Krise oder auch Chance für neue Strategien?
Axel Fischer: Covid-19 ist erst einmal eine knallharte Krise für uns. Bedeutet: Wir müssen die Realitäten erkennen und unser Unternehmen so an die neue Situation anpassen, dass wir profitabel und erfolgreich bleiben können. Das hört sich „Old School“ an, ist aber unsere Strategie und macht auch schwierige Entscheidungen notwendig – im Einzelfall auch die Verkleinerung des Teams. Aber eines gilt ganz klar: Nur wer sich erfolgreich an die Krise anpasst, wird sie auch überleben und kann stärker aus ihr hervorgehen. Und: Es gibt auch gute Nachrichten. Die kleinen Händler haben sich überraschend angepasst und Webshops hochgefahren. Zudem: Unser eigener Webshop hat alleine im November 2020 seine Umsätze versechsfacht.
Haben die unterschiedlichen Märkte von Norev auch ganz unterschiedlich reagiert?
Axel Fischer: Die Reaktion des Marktes, dass deutlich mehr Webshops eröffnen, hat eine globale Dimension. Und: Unsere wichtigsten Märkte Frankreich und Deutschland wachsen, Deutschland sogar noch stärker. Wenn die Automobilindustrie weniger abnimmt, dann fokussieren wir uns einfach wieder auf die Sammler und auf das, was unsere Fachgeschäfte mögen. Denn die legen wieder zu.
Seit ein paar Jahren baut Norev 1:18-Modelle mit, aber auch ohne bewegliche Türen und Hauben. Geht die Strategie auf?
Axel Fischer: Sie funktioniert, wird aber noch nicht von jedem Fan und Sammler verstanden – so mein Eindruck. Ein 1:18-Modell mit beweglichen Türen und Hauben kostet in der Entwicklung deutlich mehr – rund 30 Prozent. Deshalb entscheiden die potenziellen Stückzahlen einer Neuheit darüber, wie wir den 1:18er bauen. Und wenn die Automobilindustrie mitmacht, bauen wir eben lieber einen 1:18er mit zu öffnenden Teilen. So zum Beispiel bei den Klassikern von Mercedes- Benz wie 500 SL oder W123. Umgekehrt gilt: Manches Modell mit geschlossener Karosserie würde es mit beweglichen Teilen bei uns nicht geben, weil es sich einfach nicht rechnet. Deshalb wird es in Zukunft bei Norev in 1:18 beides geben. Eines ist aber in beiden Fällen besonders wichtig: Die Qualität muss stimmen. Da macht Norev keine Kompromisse. Ich weiß: Es gibt über unsere doppelte 1:18-Strategie heiße Diskussionen im Netz. Doch das bedeutet auch, dass die Fans Norev lieben. Sonst würden sie nicht so intensiv diskutieren.
Norev hat gerade in 1:18 Qualität und Finish deutlich verbessert. Wie haben Sie das geschafft?
Axel Fischer: Es ist ganz einfach! Warum sind CMC und Autoart so gut? Weil sie eigene Fabriken haben – so wie wir. Jetzt profitieren wir davon, dass wir vor Jahren diesen Weg eingeschlagen haben und die Anlaufschwierigkeiten durch viel Aufwand endlich nachhaltig überwunden sind. Eine Fabrik ist wie ein Haus. Wenn du es nach deinen Vorstellungen baust, bist du einfach erfolgreicher damit.
Gehirnschmalz steckt Norev auch in die Konstruktion. Aus einer Form können Sie in 1:18 zwei Mercedes 500 SL und zwei unterschiedliche Generationen /8 bauen. Wie geht das?
Axel Fischer: Da geht es um das clevere Konstruieren, und dabei hat unsere Dependance in Aachen mittlerweile die führende Rolle übernommen. Wir nutzen unsere Investitionen dadurch besser und können dem Sammler eine breitere Palette anbieten. Das ist ein Stück Zukunft, das uns diese Fähigkeiten sichern.
Die Spielwarenmesse in Nürnberg ist auf Juli verschoben. Schlimm?
Axel Fischer: Ich bin nicht glücklich damit, aber: Es gab keine verantwortungsvolle Alternative dazu. Ob wir im Juli kommen, wissen wir noch nicht. Wir arbeiten an einer Entscheidung. Gut: Trotzdem kommen ja ein paar knackige Neuheiten auf den Markt. Axel Fischer: Für Deutschland verspreche ich mir viel vom Porsche 911 T von 1968 in 1:12 und vom BMW Dreier E30, von dem wir eine ganze Produktfamilie in 1:18 bauen. Und die Ideen werden uns 2021 nicht ausgehen.
Lkw und Lieferwagen werden in 1:18 verstärkt ein Thema. Auch etwas für Norev?
Axel Fischer: Ich setze da im Moment lieber auf klassische Automobile. Da kommt noch so einiges, und ich verspreche mir davon mehr.
Die 1:12er von Norev kommen mit erstaunlich wenig Bauteilen aus. Wie gelingt Ihnen das?
Axel Fischer: Das hängt wieder damit zusammen, welche Idee bei Norev dahintersteckt. Wir wollen in der 150-Euro-Klasse bleiben, und wir wollen Ikonen mit puristischen Formen. Deshalb übrigens auch der Ur-911 von Porsche in 1:12. Der passt da perfekt rein.
Ihre wichtigsten Wünsche für 2021?
Axel Fischer: Da wir über Preise, Strategie und Technik schon geredet haben: Vielleicht kann Norev grüner werden. Das Image des Autos ist ja nicht gerade gut. Vielleicht kann auch die Modellautoindustrie etwas dafür tun, dass es wieder besser wird. Die Cast können Sie recyceln. Aber noch wichtiger ist mir, dass alle Norev-Fans und Sammler gesund durch diese schwierige Zeit kommen. Das ist das Wichtigste!