Andreas A. Berse
· 06.05.2022
Ein neues Buch über Walter Röhrl zu machen, hieße Spikes in die französischen Seealpen zu rollen? Mitnichten!
Walter Röhrl, zweifacher Rallyeweltmeister und virtuoser Bolidendompteur, wird heuer 75. Da würde jeder gerne ein Buchprojekt aus der Boxengasse starten lassen. Aber ist über den Regensburger nicht wirklich alles gesagt, alles geschrieben, durchfotografiert?
Nein: Jetzt kommt ein neuer Prachtband über den Kenner der Ideallinie, der dem Phänomen des Walter Röhrl unentdeckte Perspektiven abgewinnt und Bildmaterial zeigt, das mindestens so prickelnd ist, wie neben dem Meister auf dem Beifahrersitz über eine Eisplatte zu driften und darauf zu warten, dass er zum doppelten Rittberger einlenkt! Wie konnte das gelingen?
Ganz einfach: Der Delius-Klasing-Verlag („Walter Röhrl“, 240 Seiten, 59,90 Euro) lässt Zeitzeugen über die Rallye-Ikone erzählen. Sie alle, natürlich auch der Motorsportler, der ihn am besten kennt, sein langjähriger Beifahrer Christian Geistdörfer, werfen ihren eigenen Spot der Erfahrungen auf den großen Motorsportler. Wie aus kleinen, aber wertvollen Mosaiksteinen, die zunächst noch schemenhaft, dann erkennbarer zu einem neuen Ganzen wachsen, entsteht so ein interessantes, teils überraschendes Bild! Roland Kussmaul, Hans-Joachim Stuck, Wendelin Wiedeking oder Michèle Mouton erzählen von ihren ganz persönlichen Sonderprüfungen und Begegnungen mit dem Meister der Kurven.
Fast noch wichtiger: Auch der Magier selbst gibt neue Einblicke, teilweise persönliche, teilweise dem Motorsport gewidmet. Wer Walter Röhrl einmal kennengelernt hat, den fasziniert einerseits die Bescheidenheit, ja die Zurückhaltung in seinem Wesen, die sich aber andererseits furios verändert, sobald er in ein Auto steigt, den Zündschlüssel dreht und seinem fahrbaren Untersatz auf einer Rennpiste die Sporen gibt. Vielleicht ist diese charakterliche Ruhe vor dem Sturm im Job eines der Geheimnisse für den Erfolg dieses großen Sportlers und erklärt auch seine Beliebtheit bis ins 75. Lebensjahr hinein. O-Ton Walter: „Ich weiß gar nicht, warum die ganze Welt so viel Aufhebens darum macht, dass ich etwas besser Auto fahren kann!“ Übrigens: Am 31. August startet die „1. Röhrl-Klassik“ (Infos unter: https://roehrl-klassik.de) für historische Porsche-Fahrzeuge mit dem großen Meister.