Andreas A. Berse
· 19.07.2022
Zum Weihnachtsgeschäft will Pocher seinen 1:8-Kit des Lotus 72D “John Player Special” ausliefern. Nun sind erste Fotos eines Handmusters ohne Deko aufgetaucht.
Warum der erste Formel-1-Wagen, den Pocher in 1:8 baut, nicht Niki Laudas Ferrari geworden ist, scheint klar. Pocher gehört nicht mehr den beiden Italienern Arnaldo und Corrado Muratore, sondern Hornby aus dem Vereinigten Königreich. Deshalb kommt nun als erster Monoposto ein anderer Rennwagen, der Formel-1-Geschichte geschrieben hat, im Maßstab 1:8: der Lotus 72D aus den Siebzigern. Der Einsitzer ist einer der erfolgreichsten der F1-Geschichte und fuhr von 1970 bis 1975. Die revolutionärste Idee im Design von Konstrukteur Colin Chapman war dabei die Verlagerung des Kühlers von der Nase in die Seitenkästen, die eine komplett andere Aerodynamik überhaupt erst möglich machte.
Die Erfolgsbilanz des Originals ist heute immer noch eindrucksvoll. Der Lotus 72 ging bei 75 Rennen an den Start und gewann davon 20. 1970, 1972 und 1973 war er am Gewinn der Konstrukteursmeisterschaft der F1 für Lotus beteiligt. Jochen Rindt und Emerson Fittipaldi wurden Weltmeister mit dem Monoposto, Rindt posthum. Sein tödlicher Unfall in Monza unterstreicht aber leider auch auf tragische Weise, wie extrem Colin Chapman den Wagen entwickelt hatte. Trotzdem: Der Lotus 72 ist ein unbestrittener Meilenstein der Formel-1-Historie.
Über den Bausatz ist auf jeden Fall schon einmal bekannt, dass er über 600 Bauteile haben wird, wenn er im Dezember in den Handel kommt. Der deutsche Importeur von Pocher, die Lemke Collection hat ihren Verkaufspreis auf 829 Euro fixiert. Die Fotos von dem noch komplett undekorierten Prototypen mit unlackierten Teilen zeigen auf interessante Weise den Materialmix aus grauen Kunststoffteilen und den silbrig schimmernden Komponenten aus Zinkdruckguss und Metall, die Pocher verbaut. Besonderes Augenmerk haben die Entwickler offenbar dem voll verkabelten Motor – einem V8 von Cosworth – und den filigranen Radaufhängungen geschenkt. Damit könnte die Neuheit in den Herzen der Bastler gleich auf der Pole Postion parken.