Andreas A. Berse
· 09.09.2022
Für den Marken-Cup entwickelte Lamborghini im Jahr 1999 den ultimativen Diablo namens GTR. Bei Autoart scharrt bald der passende 1:18er mit den Paarhufen.
Einem automobilen Radikalenerlass würde die Marke Lamborghini sofort zum Opfer fallen. Das gilt besonders für alle Diablo. Aber selbst unter diesen automobilen Vollblut-Stieren gab es einen ganz besonders wilden: den Typ GTR. Vor diesem Wagen hat sogar der Asphalt Angst und gerät ins Schwitzen. Denn er kann ein wahres Höllenfeuer auf der Strecke entfachen. Dafür wurde er ja auch extra gebaut. Das Fahrzeug hatte der Sportwagenhersteller aus Sant’Agata Bolognese für den hauseigenen Cup, die „Lamborghini Supertrophy“, im Jahre 1999 entwickelt.
Da zogen die Sportwagenentwickler alle diabolischen Register ihrer damaligen Konstruktionskünste. Auf Basis des GT-Modells entstand schließlich ein modifizierter Chassisrahmen mit integriertem Überrollbügel, die Leichtmetallfelgen erhielten Zentralverschlüsse. Eine renntaugliche Bremsanlage, ein Zusatzkühler für das Getriebeöl, neue Schaltsaugrohre und Pleuel aus Titan waren ebenfalls dem GTR vorbehalten.
Der Heckflügel wird direkt am Chassis verschraubt. Eine komplett neue Abgasanlage für den sechs Liter großen V12 pusht die Maximalleistung auf 590 PS. Das Fünfganggetriebe überträgt diese Urgewalt nur auf die Hinterräder. Den Großteil der Karosserie fertigte Lamborghini aus Kohlefaser. Das Interieur wurde auf die Anforderungen eines Rennwagens abgespeckt, der Schaltknüppel näher zum Fahrer hin versetzt. Lamborghini kündigte beim Debüt des Renners an, 30 Exemplare bauen zu wollen. Einige Quellen gehen aber davon aus, dass es wohl 40 gewesen sein könnten. Der GTR lief gemessene 338 Stundenkilometer. Wenn echte GTR heute ihren Besitzer wechseln, sind siebenstellige Dollar-Beträge im Spiel – mindestens. In jedes teuflische Detail des Originals hat sich Autoart vertieft, als es darum ging, diesen Supersportwagen zu einem 1:18-Modell zu verdichten. Die Arbeiten sind jetzt so weit fortgeschritten, dass MODELL FAHRZEUG hier als erste Zeitschrift auf der Welt exklusive Fotos von einem bereits dekorierten Vorserienmuster zeigen kann.
Nach der Freigabe mit Kommentaren vom Sportwagen-Hersteller aus der Emilia-Romagna legte das heiß begehrte Unikat einen gut getimten konspirativen Boxenstopp in unserem Fotostudio ein. Eines ist sofort sichtbar: Autoart konnte eines der seltenen Originale bei einem Sammler vor Ort umfangreich digitalisieren, und zwar mit einer der modernsten Anlagen, die zurzeit von der Modellautobranche benutzt werden. Zusätzliche Finessen hielten die Experten mit der Kamera fest. Trotzdem würde der perfektionistische Chefentwickler den hier gezeigten 1:18er noch nicht als “finalmente“ bezeichnen. Bis zum Serienstart liegt der Scheibenwischer noch knackiger auf der Frontscheibe an, werden die Schiebefenster in den Türen noch originalgetreuer herausgearbeitet, die Zentralmuttern der Felgen silbern eingefärbt, die Schnelltankverschlüsse noch einmal optimiert, und die dritte Bremsleuchte hinter dem Heckgitter wird noch montiert.
Darüber hinaus sind es vorwiegend Finessen in der Dekoration, die hier noch zu verbessern wären. Deutlich zu erkennen ist im Heck die exklusiv für den GTR veränderte Auspuffanlage des V12-Coupés mit Rennambitionen. Die bei unserem Fotomuster in Gelb lackierte Karosserie der Miniatur mit der großen Lüftungsöffnung in der vorderen Haube und dem in die Motorhaube integrierten Ansaugkanal ist dagegen schon perfekt umgesetzt. Die Spaltmaße der beweglichen Türen und Hauben bewegen sich bereits auf dem makellosen Niveau, das wir von Autoart kennen. Auch der GTR ist ein Composite-Modell mit Kunststoffkarosserie und Die-Cast-Teilen im Bereich des Fahrwerks. Das Interieur wird zum Serienstart noch zweifarbig in einer Kombination aus Schwarz und Anthrazit koloriert, der Feuerlöscher der automatischen Anlage auf der Beifahrerseite noch passend eingefärbt. Die Instrumentierung war schon an Bord, der Leichtbausitz und die Mehrpunktgurte auch.
Im Kofferraum vorne befindet sich der Ölkühler. Schon ziemlich in Bestform präsentiert sich unter der Heckhaube der beim Original sechs Liter große Miniatur-V12, den Autoart nicht nur kundig verkabelt hat. Auch die vorbildgerechten Nebenaggregate sind an korrekter Stelle platziert und tragen zudem die passende Kolorierung. Sehen wir einmal von den noch zu verbessernden Details ab, die größtenteils eine Frage optimierter Dekoration sind, ist ein Auslieferungstermin für den Lamborghini Diablo GTR von Autoart als prächtiges 1:18-Modell noch in diesem Jahr durchaus realistisch. Über den dann dafür fälligen Preis gibt es im Moment aber noch keine zuverlässigen Informationen. Die beste Nachricht folgt zum Schluss: Autoart wird sich auch in Zukunft noch sehr intensiv mit der Materie klassischer Highlights von Lamborghini beschäftigen. Das liegt auch daran, dass in der Garage, die das Entwicklungsteam für den GTR besuchen durfte, noch ein paar andere sehr seltene Stiere parken – eine kleine Herde. Dort bildet sich also ein Epizentrum für solche V12-Raritäten.