Eckiger HeulerDer Magirus Eckhauber von Wiking 1:87

Unbekannt

 · 17.06.2021

Magirus Eckhauber von Wiking 1:87
Foto: Ulrich Biene

Luftgekühlt mit eckiger Haube: Der kantige Magirus prägte die Sechziger und Siebziger und das Wiking-Programm – Fortsetzung folgt jetzt.

Als Fritz Peltzer in den späten Siebzigern – im Rauch seiner glimmenden Overstolz kaum noch zu erkennen – an den Wiking-Neuheiten tüftelte, war Betriebsleiter Klaus- Dieter Hinkelmann vor keiner Überraschung sicher. In seinem letzten Lebensjahr landete Peltzer dann noch den ultimativen modellbauerischen Coup, der ihm den Respekt der kenntnisreichen Blaulichtsammler einbrachte. Mit dem Feuerwehr- Kranwagen KW 15 stellte Peltzer den Fahrzeugspezialisten auf die Beine, der vor genau 40 Jahren längst ein Klassiker war. Der Magirus Eckhauber, 1981 als mächtiger Uranus aus neuen Formen vorgestellt, hatte im technischen Hilfszug zu damaliger Zeit vielerorts schon lange ausgedient oder war als betagter Einsatzspezialist kurz vor der Ausmusterung angekommen. Jetzt gibt es ein Wiedersehen mit dem vier Jahrzehnte alten Kranwagen-Ungetüm. Und weil es mit dem Magirus Eckhauber einst auch zwei Nummern kleiner gemütlich zuging, stellt Wiking gleichzeitig einen typischen Baustellenkipper der sechziger Jahre vor. Der früheste Debütant des Rundhauber- Nachfolgers hatte bei Wiking bereits 1960 das Licht der Welt erblickt. Als Saturn hielt er mit Pritsche und als Kipper Einzug ins Programm. Als chromgelber Muldenkipper, 1961 erst zwei-, dann dreiachsig präsentiert, eroberte er alsbald die Modellbahnanlagen. Der Eckhauber hatte bei Wiking seinen Platz gefunden, ein dienstbarer Modellgesell, der es zwischen 1963 und 1967 noch zum Spezial- Kesselwagen in Shell-Farben brachte. Nur kurzer Aufmerksamkeit erfreute sich das zweiachsige Fahrgestell dann noch als Betonmischer. Das lag auch an der mangelnden Modellbegeisterung der Ulmer Lkw-Bauer, die in den Sechzigern keinen Spaß an den Wiking-Autos gefunden hatten.

Egal ob Löschfahrzeug, Drehleiter oder Kranwagen, bei der Feuerwehr war der Eckhauber aktiv.Foto: Ulrich Biene
Egal ob Löschfahrzeug, Drehleiter oder Kranwagen, bei der Feuerwehr war der Eckhauber aktiv.

Kurzum: Der Eckhauber begleitete das Wiking-Programm der sechziger Jahre kontinuierlich – von besonderer Absatzbedeutung war er allerdings nicht. Die Lkw-Palette war damals so facettenreich, dass niemand etwas vermisste. Erst als 1968 Alfred Kedzierski die notwendige Aktualisierung des Rundhauber-Löschzugs in Angriff nahm, fand der Eckhauber wirkliche Aufmerksamkeit. Wikings legendärer Modellbaumeister folgte dem Sparwillen Fritz Peltzers und veranlasste kurzerhand den Formenumbau der Kabinen von Spritzenwagen und Drehleiter. Angesichts der auch beim Ulmer Vorbild baugleichen Kabinen sollte es in der etwa 90fachen Miniaturisierung damaliger Zeit für Kedzierski ein Leichtes gewesen sein, dem Chef ein entsprechendes Urmuster vorzulegen. Als „61n“ fuhr der Spritzenwagen und als „62n“ der Leiterwagen mit eckiger Haube ins Prols gramm. Tatsächlich gelang es Wiking in den Sechzigern, ganz vorbildgerecht die beiden Bestseller vieler deutscher Löschzüge auch für die Modellbahn bereitzustellen. 1970 legte Wiking ein letztes Mal mit dem Eckhauber samt „vollplastischer Stahlpritsche“ nach, ehe 1974 seinen letzten Typenvertretern auf Peltzers Streichliste der Garaus gemacht wurde. Bereits im Jahr zuvor hatte Wiking den ersten Frontlenker- Löschzug nach Magirus-Vorbild vorgestellt – die Verweildauer von gerade mal fünf Jahren für die Eckhauber-Feuerwehren war ungewöhnlich kurz. Wie so oft bei der Traditionsmarke erfuhren viele Modelle erst dann wirkliche Begeisterung, als sie dem Programm schon lange entrückt waren. Doch Wiking besann sich nach der Jahrtausendwende auf Wunsch vieler Markenfreunde gleich mehrfach dieser Modellbeliebtheit. So vergingen fast zwei Jahre Konstruktionszeit, ehe das Eckhauber- Duo 2004 aus neuen Formen purzelte. Da standen sie nun einträchtig nebeneinander – das Tanklöschfahrzeug TLF 16 und die Drehleiter DL25 h in der unverwechselbaren Wiking- Handschrift. Später folgte schließlich erscheint jetzt wechselweise mit Trupp- und oder Staffelkabine. Dass Wiking unlängst auch noch dem altehrwürdigen Eckhauber-Fahrerhaus zu einem Zugmaschinenfahrgestell verhalf, besänftigte die Magirus-Fans nun erst recht. Zeitgenössische Auflieger mit BP-Tankern und filigrane Langholztransporter versetzen den Betrachter gefühlt in die Zeit zurück, als die luftgekühlten und unüberh.rbaren Heuler ihren lautstarken Beitrag zum Alltag auf den Wirtschaftswunderstraßen beisteuerten. Da darf es immer mal wieder ein Eckhauber mehr sein.