KREISVERKEHRRUND UMS MODELL - „Bei Modellautos geht es um Emotionen!“

KREISVERKEHR: RUND UMS MODELL - „Bei Modellautos geht es um Emotionen!“Foto: Werk, Intermodellbau Dortmund (4)
Geschäftsführer Andreas Becker mit dem Mercedes- Benz 770 von MCG in 1:18

Seit Mai 2022 ist Andreas Becker neuer Geschäftsführer von Model Car World – höchste Zeit für ein Interview. Interview mit Andreas Becker von Model Car World

Aktueller Neuheiten-Nachschub bei PCX87: Ford Focus Turnier ST, Volvo V60, Land Rover Defender und Dacia Duster (von links)
Foto: Werk, Intermodellbau Dortmund (4)

Herr Becker, Sie haben vorher auf internationalem Niveau für Adidas gearbeitet und sind seit Frühjahr 2022 Geschäftsführer von Model Car World. Was sind die Gemeinsamkeiten, was die größten Unterschiede beider Branchen?

Andreas Becker: Was beide Branchen vereint, ist die Begeisterung für die Produkte und die Kunden. Es ist wichtig, dass wir immer die richtigen Produkte finden, die unsere Kunden aktuell ansprechen. Bei der Umsetzung ist die Liebe zum Detail wichtig. Und in beiden Branchen geht es um Emotionen wie die Erinnerung an das erste Auto oder aber an ein sportliches Topereignis. Zu den Unterschieden: Bei den Modellautos geht es darum, reale Auto-Ikonen nachzubauen. In der Sportartikelbranche geht es darum, die geschaffenen Produkte mit sportlichen Emotionen eines Wettbewerbs zu verbinden.

Wie ist Ihre Beziehung zum Thema Modellauto? Haben Sie ein Lieblingsfahrzeug?

Andreas Becker: Ich finde beim Thema Modellautos spannend zu verstehen, worauf es im Design ankommt und welche Trends es hier gibt. Mein Lieblingsauto ist das Audi Coupé, Baujahr 1975, da es unser erstes Auto war, an das ich mich erinnern kann. Ich fand das Auto schon extrem schnittig und schnell, und ich habe auch viele Erinnerungen an Ausflüge darin mit meinen Eltern.

Was war die größte persönliche Überraschung für Sie in Ihrem neuen Job? Was sehen Sie als Ihre wichtigsten Aufgaben an?

Andreas Becker: Die größte positive Überraschung für mich waren die Leute im Team, so viele Mitarbeiter zu sehen, die Modellautofanatiker sind und für die Produkte, die wir herstellen, brennen. Als wichtigste Aufgaben sehe ich zum einen, dieses Feuer der Mitarbeiter zu erhalten. Gleichzeitig wollen wir auch im eCommerce-Bereich stärkere Akzente setzen, neben den Printmedien eine verbesserte digitale, individuellere Kundenansprache finden. Ich denke, wir können das Einkaufserlebnis und die Suche nach Produkten für unsere Kunden weiter vereinfachen.

Model Car World hat Marken wie Brekina, PCX87, Starmada, White Box, Premium Classixxs, BoS und MCG, fertigt in 1:87, 1:43 und 1:18 aus Resine und Die Cast. Wie wollen Sie dieses Marken-Portfolio entwickeln?

Andreas Becker: Wir evaluieren laufend die Themen in den einzelnen Bereichen. Der Lebenszyklus von Themen ist endlich, und somit haben wir die Aufgabe, laufend neue Themen auszuprobieren. Hier ist das Feedback der B2C-Kunden für uns sehr wichtig.

Die Online-Verkäuferportale haben während der Pandemie ihre Geschäfte ausbauen können. Bleibt dieser Zuwachs stabil? Andreas Becker: Wir sehen, dass sich in einigen Bereichen der stationäre Handel gut entwickelt hat. Aber: Die Fragestellung ist nicht: Online oder stationär? Viel wichtiger ist die Qualität der Zusammenarbeit von Händler und Kunde.

Neben dem Markenimage scheint auch die richtige Modellpolitik entscheidend. Wie definieren Sie die Neuheitenauswahl?

Andreas Becker: Das ist bei uns bewusst ein integrierter Prozess. Wir bringen die Expertise verschiedener Fachleute an einen Tisch und schauen gleichzeitig auf Entwicklungen am Markt.

Erfolgsmodelle: Volkswagen T1 von Brekina mit über 2300 Versionen und Opel Manta Mattig von MCG als 1:18er aus Die CastFoto: Werk, Intermodellbau Dortmund (4)
Erfolgsmodelle: Volkswagen T1 von Brekina mit über 2300 Versionen und Opel Manta Mattig von MCG als 1:18er aus Die Cast

China war lange die entscheidende Werkbank für Die Cast. Nun kommen Produktionsstandorte wie Bangladesch bei Ixo oder Indonesien für Kyosho hinzu. Sucht Model Car World nach einem Plan B für die Produktion außerhalb Chinas, und – wenn ja - wo könnte die Reise noch hingehen?

Andreas Becker: Sie haben die Frage, wohin die Reise geht, schon selber beantwortet. Die Entwicklung bei der Beschaffung ist vergleichbar mit der des Business-to-Customer-Geschäfts. Die Gesamtqualität der Zusammenarbeit auch mit unseren Beschaffungsquellen auf der ganzen Welt ist bei der Standortwahl entscheidend.

Wir haben im Weihnachtsgeschäft die prognostizierte Rabattschlacht erlebt. Geht das so weiter?

Andreas Becker: Das Wort „Rabattschlacht“ finden wir unpassend. Selbstverständlich gehören Preisaktionen zum Marketingmix im Handel, und zwar online wie stationär – die gab es auch schon vorher. Zumindest für unser Haus sehen wir die Qualität der Zusammenarbeit mit dem Kunden als wichtiger an. Hier wollen wir jeden Tag immer etwas besser werden.

Man könnte den Eindruck haben, dass starke Marken und hochwertige „Collectors-Items“ es im Moment leichter haben, konjunkturresistenter sind als die preiswerteren Produkte.

Andreas Becker: Das ist absolut richtig. Nur wer den Nerv der Kunden genau trifft, der ist erfolgreich. Einfach weitermachen reicht heute nicht mehr.

Was erwarten Sie vom Modellautojahr 2023 für Model Car World und für den Markt?

Andreas Becker: Wir sehen für unsere Gruppe das Jahr 2023 positiv, denn wir wissen, was wir entwickelt haben und den Kunden bald anbieten werden. Auch der Gesamtmarkt kann sich positiv entwickeln, wenn das Angebot den Wünschen der Endverbraucher entspricht. Hier wird es sicherlich Gewinner und Verlierer geben.