Kleinserien-Insider – Modelle in die Wiege gelegt

Andreas A. Berse

 · 16.03.2022

Kleinserien-Insider – Modelle in die Wiege gelegt
Arnold Gabor entwickelt seine Modelle bisher in den drei bekannten Baugrößen TT, N und Z | Copyright: Christian M. Hoffmann

Der Opa erklärte dem vierjährigen Arnold Gabor die Automarken, und bei den Besuchen der Taufpaten lockte das dortige Schreibwarengeschäft. Als Geschenk gab es ein Matchboxauto! Wer so geprägt wurde, muss eigentlich Hersteller von Modellautos werden, oder? Arnold Gabor hat es geschafft, und der Weg dorthin ist spannender als ein Kriminalroman.

Die Modellautozukunft wurde Arnold Gabor gewissermaßen in die Wiege gelegt. Opa und Taufpaten, aber auch der Verkehrsunterricht in der Grundschule sind schuld. Dazu sollten die Knaben im Maßstab passende Modellautos aus ihrem hauseigenen Fuhrpark mitbringen. Gefahren wurde auf selbst gemalten Straßenplänen. Und was brachten die Jungs mit? Wiking-Autos, die damals Klein Arnold aber noch gar nicht kannte. Also mussten die natürlich auch her für die möglichst abwechslungsreiche Motorisierung des eigenen Kinderzimmers. Dann der Schock: Herrje!

Egal in welchem Maßstab Arnold Gabor seine Miniaturen baut: Gute Proportionen und tolle Finessen fahren immer mit
Foto: Gabor Modelle (2), C. Hoffmann (1)

Die schmolzen im Sommer, eingeparkt auf der Hutablage von Papas DS. Der heimische Garten wurde zum Treffpunkt der Eisenbahn-Dreikäsehochs aus der Nachbarschaft, und es wurde gebastelt, was das Zeug hält. Dann folgten, so Arnold Gabor, „Mopeds und Mädels“ und die Ausbildung zum Konstrukteur via Studium. Dieses förderte die vorherige Leidenschaft aber flugs aus der Versenkung erneut hervor. Die Lerngruppe für das zweite Vordiplom war durchsetzt von Eisenbahn- und Modellautofans, und in unmittelbarer Nähe der Universität lag ein Modellautofachgeschäft, das sogar einen eigenen Lackier-Service zum Umgestalten der Halbnuller bot.

Ein Herpa-Autotransporter löste den Wunsch aus, selber Modellautohersteller zu werden. Der Kontakt zu einem Werkzeugmaschinenhersteller, der von Arnold Gabor Werbematerialien gefertigt haben wollte, setzte den Einstieg in die Technik des Formenbaus in Gang, die zum unersetzlichen Rüstzeug der Modellkonstruktion wurde. Wie lassen sich kleinere Stückzahlen fertigen? Im Dentallabor des Vaters begann dazu die allererste Spurensicherung. Der Lernkurve war steil, die Frequenz der bitteren Erkenntnisse eines ambitionierten Jungunternehmers hoch.

Das erste Wunschmodell stand kurz vor der Fertigstellung, als es zwei große Anbieter gleichzeitig auf der Nürnberger Spielwarenmesse als heiße Neuheit zeigten. Die zweite News, ein Bus, verschlang Unsummen, der angeheuerte Urmodellbauer vollendete das Projekt aber nicht. Die Schätze aus der eigenen Wiking- Sammlung in der Spurweite TT, also 1:120, auf den Markt zu bringen, war der nächste Ansatz. Doch Ponton und Co gingen nicht, denn TT war eher ein ostdeutsches Thema.

So langsam fand das Label Gabor Modelle (www.gabor-modellbau.de) zwischen Opel Rekord P1, Wartburg 353, Barkas B 1000, IFA W 50, Magirus 323, Hanomag Kommissbrot und Trabbi die Ideallinie für sein hauseigenes Programm. Und bei den Maßstäben erwies es sich als kluger Schachzug, sich auf die drei Baugrößen 1:120 ((TT-Spur), 1:160 (N-Spur) und 1:220 (Spur Z) zu konzentrieren. Der Fertigungsstandort Niederwürschnitz im Erzgebirge würde jetzt das Klischee speisen: Da baut ein Ostdeutscher Modellautos nach Originalen aus der DDR und ist erfolgreich mit dieser Idee.

Doch diese Annahme führt bei Gabor Modelle in die Irre. Denn als der liebe Opa Enkel Arnold die Automarken erklärte, da passierte dies in Franken, ganz in der Nähe unserer Spielzeughauptstadt Nürnberg. Manchmal führen gezielte Umwege und Irrtümer dann doch treffsicher zum richtigen Ziel.