Andreas A. Berse
· 22.06.2025
Es begann alles mit Fahrrädern. 1897 gründete Sylvain de Jong eine Fahrradfabrik und bereits 1903 in Berchem bei Antwerpen die NV Minerva Motors, um Automobile zu bauen. Die Marke sollte bis in die Fünfziger bestehen und produzierte nach dem Krieg zum Beispiel Land Rover in Lizenz. Das ist der eine Teil unserer Geschichte.
Die andere Story beginnt auch in Belgien. Sie dreht sich um William Vinck. Er handelt mit seiner Gattin Murielle vor allem mit Flugzeugmodellen in 1:72 und lässt sich in Rumänien, aber auch in seiner Heimat Zurüstteile auf Maß schneidern. Ende der Neunziger merkt der Kenner, dass sich der Markt mehr in eine Richtung dreht, die auch zu seinen eigenen Interessen gehört: Modellautos. Nach reiflicher Überlegung setzt William Vinck alles auf eine Karte und gründet die Firma Belgium Old Glory Models. Der Enthusiast zu MODELL FAHRZEUG: „Rückblickend war es die beste Entscheidung meines Lebens, komplett eigene Produkte zu fertigen.“ Und mittlerweile legt der Könner nach. Dabei spielt dann wiederum die Marke Minerva aus Belgien eine Rolle.
Auch wenn diese Automarke längst in Vergessenheit geraten ist, sei hier bemerkt, dass Charles Royce, später Mitbegründer von Rolls-Royce, Anfang 1900 begann, Minerva-Motoren in England zu verkaufen – wegen des seidenweichen Laufs dieser Aggregate. Was für ein Kompliment!
William Vinck hat sich für 2025 als Neuheit zunächst den Minerva HH von 1913 vorgenommen und sich für eine Variante mit langem Chassis entschieden, die mit einer Karosserie von Van den Plas in Grün versehen ist. Der viertürige Sportstourer kommt in offener und geschlossener Version. Sensationell ist die handverlesene Limitierung der Miniaturen, die bei unter 25 Stück pro Version liegen wird. Die gilt auch für die zweite News, den roten Minerva Type AK als Dual Cowl Phaeton mit weißem Dach von 1928. Die Verkaufspreise sollen bei rund 300 Euro liegen. In Deutschland verkauft Autopioneer diese Miniaturen. Die Machart ist wirklich brillant. Die Automodelle vertreibt Vinck unter dem Label Art-Toys.
Die Miniaturen mit feinen Speichenrädern haben Zierteile entweder in Chrom- oder in Messingoptik. Auch das Finish im Bereich der luxuriösen Interieurs gehört zweifellos zu den Stärken dieser neuen, überraschenden Miniaturen eines heute fast vergessenen Vorkriegs-Klassikers von dem bisher eher unbekannten Resine-Hersteller Art-Toys. O-Ton William Vinck: „Immer dran denken: Es gab allein in Belgien rund 60 Firmen, die Minerva-Automobile karossiert haben. Da hab ich noch ein paar Ideen!“ Wir lassen jetzt diesen Satz einfach mal im Raume stehen.