Andreas A. Berse
· 06.05.2022
„Käfer Kult“, die neue Sonderausstellung im Hans-Peter Porsche Traumwerk in Anger, widmet dem Wolfsburger Krabbeltier ein fulminantes Panorama – in vielen Maßstäben.
Sicher wird die neue Sonderausstellung im HPP Traumwerk die Besucher wieder magnetisch anlocken. Den Grundstein dazu legte Uli Höschen, der im letzten Jahr verstorbene Kustos der Sammlung, als das Traumwerk vor zwei Jahren eine der größten Sammlungen an Käfer-Modellautos erwarb. Aber: Er hätte gewollt, dass wir über die tollen Käfer in all ihren Facetten berichten und nicht über ihn als Person fabulieren. So hat er es schließlich zeit seines Lebens gerne gehalten.
Wer Autos mag, in allen Maßstäben, den wird diese Sonderschau „Käfer Kult“ so anmachen wie ein Drift mit dem Boxer über eine Eisfläche. Das liegt auch an der Mixtur, zum Beispiel den zahlreichen Modellautos, die dort zu sehen sind und viele Besucher an ihren Kinderzimmerfuhrpark aus der eigenen Dreikäsehoch- Zeit erinnern werden.
Der Volkswagen Käfer, diese einfache, aber gleichzeitig geniale Konstruktion von Ferdinand Porsche, ist selber längst ein Stück deutsche Geschichte. In 65 Jahren liefen 21,5 Millionen Exemplare vom Band. Wer die Originale im Hans-Peter Porsche Traumwerk anschaut, der könnte den Ein- druck gewinnen, dass keines von ihnen dem anderen gleicht. Darf es in 1:1 ein Hebmüller-Cabriolet sein? Oder der erste Käfer mit Faltdach aus dem Baujahr 1949, ein Brezel von 1952 oder gar der ultimative Filmstar im Boxerformat, der legendäre tolle Käfer Herbie? All die Meilensteine aus der Geschichte des so erfolgreichen Krabblers aus Wolfsburg geben sich in der Show des Traumwerks ein Stelldichein. Sogar ein echter Rennwagen in Silber mit mattschwarzer Motor- und Kofferraumhaube vollendet den dort gezeigten Fuhrpark.
Etwas anderes beweist die Sonderschau ebenfalls: Kein Modellautohersteller kann es sich über die Jahrzehnte hinweg bis heute leisten, den Käfer en miniature links liegen zu lassen. Die Maßstäbe reichen hier in der Event-Location nahe Bad Reichenhall von winzigen 1:160-Zwergen bis zu Giganten im angenäherten Maßstab 1:5. Manchmal sind die Wolfsburger Kleinkunstwerke eingebettet in kleine Dioramen mit Tankstellen oder einsortiert in historische Verkaufsständer, die teilweise sogar bei Volkswagen selber benutzt wurden. An anderer Stelle gruppieren sich von der Epoche her passende Figuren um die rundliche Boxer-Limousine und scheinen sie in den Arm zu nehmen und zu herzen. Selbst ein Tretauto-Klassiker mit original belassener Patina, die sicher auf vielen Kilometern gewachsen sein muss, bereichert diese abwechslungsreiche Inszenierung.
Darüber hinaus bleibt in Anger (Infos: www.traumwerk.de) auch noch als Standardprogramm die wohl wertvollste Spielzeugsammlung zu sehen, die der Öffentlichkeit zugänglich ist. Und wer sich abseits der Käferschau für erfolgreiche Weichenstellungen interessiert, kann diese auf einer kunst- vollen und im Tag-Nacht-Wechsel illuminierten Eisenbahnanlage in 1:87 zuhauf entdecken. Die Käfer-Sonderschau raubt uns noch bis zum 30. September 2022 den Atem.