Die MAN Pausbacke von Wiking in 1:87 - Pausbäckchen

Ulrich Biene

 · 12.11.2024

Die MAN Pausbacke von Wiking in 1:87 - Pausbäckchen
Eine echte Wiking- Pausbacke beherrscht alle Disziplinen eines ausgewachsenen Lkw, auch den Schwertransport
Die knuffige MAN Pausbacke hat sich zum Lieblingsklassiker gelächelt. Weil Wiking eine fragwürdige Modellentscheidung des Gründers ausbügelte, ist ein wunderschönes Sammelthema entstanden und wächst weiter.
Auch passende Hängerzüge sind aus der wiedergeborenen Form möglich

Manchmal leistet eben auch der Technologiefortschritt seinen Beitrag, um Wiking-Historie zu bewahren. Wiking hat mit der Wiedergeburt der Pausbacken-Form vor zwölf Jahren ein glückliches Händchen bewiesen – Gründer Fritz Peltzer wäre sicher ziemlich erstaunt, was da heute möglich ist. Er war es, der 1976 kurzerhand die Pausbacken-Form opferte, um mit einem eher glücklosen Umbau einer US-Zugmaschine ins Programm zu verhelfen.

Die damals schon einige Jahre aus dem Programm verbannte MAN Pausbacke hatte rund ums Fahrerhaus allerlei Schnickschnack bekommen – tiefe Gravuren im Werkzeug, die das einstige Serienfahrerhaus Amerika-like abwandelten. So musste Peltzer mit einem dezent rot-kursiven Hinweis schon im 1977er-Programm einräumen, dass es sich um einen „stilisierten US-Truck“ handelt. Kurzum: ein Fantasiemodell! Mehr noch: ein echter Formen-Frevel!

Dank ihres Expertenwissens fanden die Lüdenscheider Konstrukteure einen treffsicheren Weg, das verschmitzte Lächeln der Pausbacke zurückzuholen. Dazu wurden im Herbst 2011 die Werkzeugformen der US-Zugmaschine einer aufwendigen Scan-Prozedur unterzogen. Anschließend durchlief das Fahrerhaus der Pausbacke die präzisionsgleiche Digitalisierung, sodass zwei passgenaue Datenhüllen entstanden. Der anschließende Werkzeugbau war buchstäblich nur noch Formsache. Wer heute alte und junge Pausbacken miteinander vergleicht, hat keinen Zweifel daran, dass die typische Wiking-Aura erhalten geblieben ist. Das gilt vor allem für den Kühlergrill, der als einziges neues Formteil zeitgemäße Filigranität mitbringt. Zwar ist die US-Zugmaschine damit ein für alle Mal hinfällig, ein Sammlerbedauern darüber gibt es aber nicht.

Eigentlich begann die Geschichte der Pausbacke wie die eines jeden Lkw-Modells recht leise und unspektakulär. Wiking-Gründer Friedrich Peltzer gab zur Nürnberger Spielwarenmesse 1966 guten Gewissens das Signal, den MAN 10.212 fortan in der Fernverkehrsausführung mit dem dachmittigen Lüfter zu miniaturisieren. Schon ein Jahr nach der Modellvorstellung vollzog MAN einen umfangreichen Relaunch der Frontlenker-Baureihe – die 1960 vorgestellte Pausbacke war als Vorbild passé. Wiking entschied sich klugerweise, bei der Fahrerhausnutzung Gas zu geben – bis 1971 folgten in kurzer Taktung mehrere Varianten als Koffer-, Pritschen- oder Tankauflieger.

Inzwischen fährt der MAN-Frontlenker wieder in den allseits geschätzten Farben von Adalbert Wandt, Gustav Mäuler oder Paul Rosenkranz. Der Kofferauflieger Form möglich trägt das werbewirksame Hirschgeweih von Jägermeister und der Blumhardt-Tankauflieger die Farben von Aral, BP, Fina, Esso und Shell. Der MAN-Frontlenker überzeugt die Wiking-Freunde auf ganzer Linie. In Zeiten, in denen die Kosten ansteigen, haben die Wiking-Modellbauer den richtigen Weg eingeschlagen. Mit Weitsicht bringen sie historische Auflieger in den Maßstab 1:87, die vielfache Einsatzzwecke und damit die Miniaturisierung zeitgenössischer Vorbilder ermöglichen: die Flachpritsche mit Rungen, aber auch den neuen Kofferauflieger, im Stil seines historischen Ackermann-Vorbilds als zweiachsige Version. Dementsprechend hüllt sich die MAN Pausbacke als Koffersattelzug in die Farben der „Hamburger Spedition“, die einst mit dem Scania 111 debütierte und für die unlängst der Henschel HS 14/16 eine Themenauffrischung bedeutete. Jetzt macht Wiking dieses Logistik-Trio komplett.

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