Die Hits mit Blitz – Die Opel-Pkw von Wiking

Ulrich Biene

 · 16.03.2022

Die Hits mit Blitz – Die Opel-Pkw von Wiking
Opel-Legenden bei Wiking: Der formschöne GT und der beliebte Manta A sind schon am Start. Der Manta B folgt in diesem Jahr.

Fritz Peltzer begann mit den Brot-und-Butter-Opel in seiner Wikingstrategie. Jetzt folgen die Meilensteine, 2022 der Manta B.

Die Opel Story beginnt bei Wiking vor rund 60 Jahren. Tatsächlich sind in den Sechzigern zeitweise mehr unterschiedliche Opel-Modelle in der Preisliste zu finden als Volkswagen. Selbst Wiking-Chef Fritz Peltzer fährt später einen Opel, wenn er von seiner Sommerresidenz in Malente zu Touren aufbricht. Dort parkt das Rüsselsheimer Schätzchen jahrelang in einem Schuppen weitgehend ungenutzt vor sich hin. Peltzer war eben ein Modell-, aber weiß Gott kein Autofreak. Aber warum gibt es in jenen Jahren, als in Bochum die ersten Opel Kadett A vom Band laufen, kein passendes Wiking-Modell?

Opel passen in jedes Diorama (oben). Der GT/E als Kult-Coupé mimt den Sportler
Foto: Ulrich Biene

Und auch später nicht, als der Kadett B zur Volkslimousine wird? Die Wahrheit verbirgt sich in der Arbeitsweise des Wiking-Gründers, der in den Siebzigern in der alten Villa in Lichterfelde den Vorbildern von Opel schlicht weniger Beachtung schenkt. Die Investitionen sind damals wie heute einfach zu hoch, um jeden Sammlerwunsch zu erfüllen. Rückblick: Dass es Wiking zu keiner Zeit an Vorbildern mangelt, kommt schon 1950 zum Ausdruck, als zwei Jahre nach dem Start der Berliner Verkehrsmodelle der Opel Kapitän 39 im Maßstab 1:100 vorgestellt wird. Die Schräghecklimousine ist ein schlichtes Modell, die Karosserie wirkt leicht stilisiert: Die Achsen sind heiß in die Karosserieaufnahmen eingeschmolzen, die Räder werden aufgesteckt und die Achs-Enden einfach, aber funktionell abgeknipst.

Vier Pinselstriche für Front- und Rückleuchten, dazu noch die kolorierten Kennzeichen, anfangs auch die Stoßstangen – mehr Zierrat gibt es nicht. 1952 erhält dieser Drahtachser auch noch eine Anhängerkupplung und bleibt bis 1953 im Programm. Über 45 Farbvarianten entstehen zwischen 1950 und dem Auslaufen des 39er-Kapitäns drei Jahre später – eine erstaunliche Anzahl, wenn man von Schusszahlen jeder Auflage ausgehen kann, die zu dieser Zeit im ein- bis zweistelligen Tausenderbereich liegen. Nicht weniger erfolgreich soll der Opel Kapitän von 1951 werden, der 1953 als Rollachser, freilich noch unverglast, folgen wird. Wieder sind es drei Dutzend Varianten – jetzt kommen auch Polizei und Feuerwehr hinzu!

Mehr noch: Dieser Kapitän ist es, der sich als Plagiat in hunderttausenden Penny- Toys-Mo dellen europaweit verbreitet. Sogar die damals renommierten Modellbauer von Tekno aus Dänemark kupfern den formalästhetisch rundum gelungenen Rollachser ab. Es ist wieder der legendäre Modellbaumeister Alfred Kedzierski, der bis in die siebziger Jahre hinein allen Opel ihre Form geben soll. Wenn er den Auftrag des Chefs auf der Werkbank unterm Dach des Stammsitzes in Berlin-Lichterfelde findet, braucht es nur wenige Tage, bis ein Holzmuster vorliegt. Kedzierski erhält Peltzers Unterlagen, besorgt sich weitere Fotos und Prospekte oder schaut sich Vorbilder im munteren Straßenbild gleich vor der Haustür an.

So entsteht die Skizze, die schon maßstäblich ausfällt. Dann benötigt der Modellbaumeister ein bis zwei Tage, um das erste Holzmuster zur Ansicht fertigzustellen. Egal ob Opel Kapitän ’51, das Haifischmaul von 1954 oder der imposante Kapitän ’59 – alle Wiking-Modelle tragen Kedzierskis Handschrift! Olympia ’51, ’54 und ’56, aber auch P1 und P2 zählen zu seinen weiteren Werken. Sein stilgebender Charakter prägt die Modelle von Wiking bis heute.

Opel Rekord A mit Zughaken, aber ohne Inneneinrichtung, der stylische Opel Commodore A als Coupé und mit gravierten Nebelscheinwerfern und natürlich der sagenhaft flache Admiral A prägen die Wiking-Preislisten die sechziger Jahre. Die letzten Modelle, die Peltzer auf den Weg bringt, heißen Ascona, Monza und Senator A, danach ist erst einmal Schluss. Unter der neuen Führung der Sieper-Familie in Lüdenscheid wird in den Neunzigern noch einmal der Versuch unternommen, die Marke Opel mit aktuellen 1:87-Modellen aufzufrischen. So folgen der Senator B und der Astra mit Fließheck sowie als Caravan.

Zwar erfahren alle drei Miniaturen sehr viel an detailreicher Wertschätzung, doch die Nachfrage der Sammler fällt bescheiden aus. Wie in der automobilen Wirklichkeit befindet sich die einst so wertgeschätzte Nachkriegsmarke im Sinkflug. Inzwischen ist es den Traditionsmodellbauern gelungen, die von Fritz Peltzer „vergessenen“ Opel-Meilensteine mit aller modellbauerischen Stringenz zu würdigen. Als Million - seller hat sich der bei den Autofans beliebte Opel Rekord D diesen Platz in der modellbauerischen Ahnengalerie allemal verdient. Von August 1971 bis zum Sommer 1977 lief er vom Band. Designer Chuck Jordan zeichnete den Rekord D, dessen Linienführung konsequente Geradlinigkeit proklamierte und eine deutliche optische Distanz zum Vorgänger schuf.

50 Jahre ist das jetzt her, seit die Rüsselsheimer Limousine den Automarkt vor und nach der Ölkrise aufrollte. Zu den jüngsten Errungenschaften zählen der Opel GT 1900 „Nur Fliegen ist schöner“, aber auch die Kadett B Limousine und das sportive Kadett C Coupé der letzten Generation. Und weil der Opel Manta A bereits seinen vielfarbigen Wiking-Erfolg feierte, folgt nun auch konsequent der Lückenschluss mit dem Manta B. Das „Boah ey, Manta“-Image eilt schon dem Silberling in der Baugröße 1:87 wie ein unhörbares Echo voraus!