Ulrich Biene
· 20.06.2025
Das ist Wertschätzung: Vor 20 Jahren setzt Wiking dem VW T1b ein aktualisiertes Denkmal– aus neuen Formen. Ein Schachzug, der den Sammlern seither Dutzende von detailfein bedruckten Miniaturen in H0 schenkte, die allesamt authentisch sind. Diese letzte Baureihe vor dem Debüt des VW T2 im Jahr 1967 bei Wiking wirkt im Rückblick erwachsener, ohne aber ihr typisches Profil aufzugeben. Das verschmitzte Lächeln mit der nach unten gezogenen Bulli-Nase ist obligatorisch – die hochgerückten Blinker wirken wie kleine Sommersprossen. Der Bulli bleibt so etwas wie eine Sympathie-Kundgebung, die Sammlergenerationen eint. Wie eh und je blieb die Zweiteilung der Karosserie Bestandteil der Modellkonstruktion. Gerade dadurch wird die Front zu einem wirklichen Autogesicht – einem Charakterkopf.
Vor zehn Jahren ging Wiking schließlich noch einen Schritt weiter – und zwar zurück zu den Bulli-Anfängen vor 75 Jahren. Als Reminiszenz an die Wiking-Gründerjahre unter Fritz Peltzer komplettierte schließlich der erste VW Typ 2 das Programm. Diese Neukonstruktion des ganz frühen Vorbilds brachte durch die Zweiteilung der Karosserie alle Gestaltungsmöglichkeiten mit, die von da an den vielen zeitgenössischen Vorbildern gerecht wurden. Es erübrigt sich der Hinweis, dass Wiking in seinem ganz geheimen Fundus von Modellvorschlägen Dutzende attraktiver Varianten von Bulli-Auftritten deponiert hat. Man darf also gespannt sein – die abwechslungsreiche Wiking-Zeitreise geht ja weiter!
Wiking-Freunde wissen um die Geschichte des VW Typ 2: Wikings Ur-Bulli von 1950 wirkt recht spartanisch. Es war dieses Bulli-Modell, mit dem der legendäre Wiking-Modellbaumeister Alfred Kedzierski die bis heute währende Evolution des Wolfsburger Transporters startete. Kedzierski hatte vor 75 Jahren einmal mehr das schlichte Drahtachser-Prinzip umgesetzt – mit heiß eingesetzten Drahtachsen, auf die an allen vier Enden die Räder draufgesetzt wurden. Fertig war der Wiking-Bulli mit der Artikelnummer „9b“ für 60 Pfennig. Freilich noch im anfänglichen Architektur-Maßstab 1:100. Dass der Bulli 1950 so früh ins Modellsortiment einrückte, war kein Zufall. Längst hatte der findige Wiking-Chef Fritz Peltzer den großen Werbe-Deal mit VW ausbaldowert. Denn zeitgleich gab es das 1:40-Werbemodell mit einem hohen Maß an Spielwert.
Neue Formen gaben schließlich dem Bulli der ersten Stunde weiter Auftrieb. Mit der Rückkehr des Ur-Typ 2 vor einem Jahrzehnt konnten sich die Sammler auf einen fein detaillierten Bus und einen dazu passenden Transporter in 1:87 freuen. Sowohl die Einfachstoßstangen als auch die doppelläufigen US-Pendants entstanden in der jüngsten Version. Wie das Original war der Kastenwagen sowohl mit als auch ohne Heckfenster erhältlich.
2017 sorgte Wiking für einen weiteren Aha-Effekt. Der Samba Bus der letzten VW-T1-Generation machte jenen Bulli-Charme wieder lebendig, den der Kleinbus zu Beginn der Flower-Power-Ära versprühte. Möglich wurde das, nachdem die Modellreihe ab Baujahr 1963 ein neues Dachteil erhielt. Aber: Anders als der bekannte Samba Bus aus alter Form sollte der neue VW-Bus mit 23 Fenstern realisiert werden – vordere Lüftungsfenster inklusive.
An keinem anderen historischen Autothema arbeiteten die Traditionsmodellbauer nach der Jahrtausendwende so intensiv wie an der Evolution des Volkswagen Bulli aus Hannover. Weil unter der Ägide des Wiking-Gründers Fritz Peltzer ausgelaufene Typen oft in die eine oder andere Spezialaufgabe als Sonder- oder Einsatzfahrzeuge drängt wurden, um die Formenkosten einzufahren, befanden sich im Dach des Sechziger-Jahre-Bullis zwei tiefe Riefen.
Sie konnten dank Technologiefortschritt mit dem Laser auf den Originalzustand zurückgeführt werden. Fünf Vorbildbaureihen vom T1 bis zum T5 spiegeln inzwischen die Chronologie und den Facettenreichtum dieses Volkswagen wider. Egal ob im Maßstab 1:40, 1:90, 1:160 oder neuerdings in 1:87. Über 600 Varianten entstammen bis heute den unterschiedlichsten Wiking-Formen – eine stolze Leistung!