Ulrich Biene
· 20.07.2025
Die charmant-dezenten Blinker des T2 waren plötzlich wieder dort, wo sie beim Vorgänger saßen: gleich unterhalb der Windschutzscheibe, nun rechts und links im Lüftungsgitter platziert. Am Heck waren aus den Rückleuchten-Ovalen größere Rechteckstrahler geworden. Aus neuen Formen gelingt Wiking ein Novitätenaufschlag, der sich in die Typenchronologie einfügt: der VW T2b, der von August 1972 bis Juli 1979 vom Band lief.
Dass Wiking gleich ein Quartett des T2b auf die Räder stellt, wird seit der Nürnberger Spielwarenmesse 2024 goutiert. Zu verdanken hat Wiking das Lob der Fans vor allem den Westfalia-Caravans mit sachgerecht gestalteten Interieurs. Der T2b erstarkt als 1:87er in Westfalia-Manier wegen seiner Details. Und selbstverständlich verfügt das neue Wiking-Modell je nach Vorbild über ein kleines, seitlich aufstellbares Sonnendach, das nach vorn auf drei Viertel der Fahrzeuglänge aufzurichtende Campingdach oder gar das in der Fahrzeugnase verstaute Reserverad.
Mit dem VW T2b holt Wiking Youngtimer-Charme ins Sortiment. Zu Lebzeiten von Fritz Peltzer wäre so viel Liebe zum Detail keinesfalls durchsetzungsfähig gewesen. Schön, dass es fünf Jahrzehnte später um mehr geht also „nur“ um Verkehrsmodelle. Im Fokus stehen heute Autolegenden – der T2b zählt in jedem Fall dazu. Dabei gab es bereits mit der T2a-Doka 2018 einen ersten sinnvollen Lückenschluss. Als 1967 mit dem T2 erstmals die neue VW-Generation an den Start gegangen war, hatte Wiking-Gründer Fritz Peltzer die Doppelkabine kurzerhand unter den Tisch fallen lassen.
Dass es inzwischen eine friedliche Koexistenz der T2-Baureihen aus alten und neuen Formen gibt, zeigen die revitalisierten Auflagen nach 2000. Immer wieder mit dabei: der T2 als Transporter, Bus und Pritschenwagen. Mal mit Hochdach, mal mit Schneepflug – immer kreativ. Sie alle erinnern an die bewegte Typengeschichte der zweiten Bulli-Generation. Ausgestattet mit dem Charme der Siebziger, konnte sich der VW T2 auf eine internationale Lobby freuen. Wiking hatte mit dieser Modellgeneration ganz an den Erfolg der Vorgängermodelle angeschlossen, aber bedauerlicherweise auf die zweiteilige Karosserie verzichtet. Dem VW Kastenwagen gesellte sich damals der VW Kombi mit Sitzbänken hinzu. Und schon 1969 bekam der T1-Pritschenwagen einen würdigen Nachfolger. Auch der T2 fand sich bei Wiking rasch als Krankentransportwagen wieder oder fuhr als Mannschaftswagen (MTW) und Tragkraftspitzenfahrzeug mit Truppbesatzung (TSF-T) zum 1:87-Einsatz. Der dunkelgrüne Polizei-Bulli mit Dachblaulicht und feinem Hoheitszeichen-Abziehbild auf der Tür ist bis heute unvergessen. Als Standardfahrzeug der Post löste der T2 den T1-Funkmesswagen ab und war bald auch als Zustellfahrzeug unterwegs.
Nach der Jahrtausendwende erlebte der VW T2 bei Wiking seine Renaissance. Unzählige Themen setzte der Traditionsmodellbauer treffsicher in Szene und arbeitete damit am Denkmal für den unvergessenen Bulli. Selbstverständlich ergänzt der Kleinbus heute das beliebte Wittener „Rosenkranz“-Thema, oder man findet den T2 als „Jägermeister“. Und dem modellautoaffinen Drogisten Müller ist es gelungen, einen markeneigenen T2 mit weißer Karosserie und orangefarbenem Fahrgestell sowie Dach auf den Weg zu bringen. Wer Typengeschichte sammelt, mag den spielerischen Farbenwechsel und findet ihn beim Kleinbus im typischen Outfit von „Creme 21“. Es steht außer Frage, dass die 2018 vorgestellte T2-Doka eine unverändert große Strahlkraft auf Sammler ausübt. Selbst die IG T2 feiert ihr 30-jähriges Jubiläum mit einem passenden Sondermodell.
Wikings Modellbaumeister Alfred Kedzierski hat beim Urmodell ganze Arbeit geleistet, was der heutigen Modellgestaltung zugutekommt. Tatsächlich wurden die Gravuren so präzise umgesetzt, dass aufwendige Bedruckungen kein Problem bedeuten. Das beweist der VW T2 in „Bahlsen“-Farben. Nicht nur, dass das Modell in Bicolorgestaltung realisiert wurde, es erhält auch noch eine zusätzliche Bedruckung und Schriftzüge. Dem Post-Museumsshop gelang es gleich in den ersten Jahren, nahezu jedes T2-Vorbild auf den einstigen Höfen von Postämtern und Fernmeldedienststellen zu miniaturisieren. Die Bulli-Welle rollt in voller Fahrt – und Wiking-Freunde sind beim VW T2 mittendrin.