Andreas A. Berse
· 22.03.2025
Die faszinierende Marke Bugatti aus Molsheim hatte immer zwei verschiedene Standbeine: atemberaubende Luxuslimousinen und kompakte, leichte, aber auch extrem erfolgreiche Rennwagen. Beide gab es gewissermaßen aus der Feder von Ettore Bugatti. Und Ende der zwanziger Jahre dominierte ein spe-zielles Fahrzeug die Motorsport-Szene: der Bugatti 35. Chronisten wollen ermittelt haben, dass dieser Wagen, wenn man all seine Erfolge zusammenrechnet, rund 1800 Rennen gewonnen hat. Berühmte Grand Prix, aber auch Wettbewerbe von eher regionaler Bedeutung. Trotzdem ist diese Zahl, die da im Raume steht, einfach eindrucksvoll.
Mindestens so eindrucksvoll wie die Konstruktion des Renners, der sehr häufig in Blau antrat, der Nationalfarbe aller französischen Rennwagen aus dieser Zeit. Der Achtzylinder-Reihenmotor hatte während der Evolution des Modells zwischen zwei und 2,3 Liter Hubraum und zwischen 75 und 150 PS. Ein Vierganggetriebe und eine Kardanwelle übertrugen die Kraft an die Hinterachse. Der Radstand des Chassis mit Leiterrahmen lag bei 2400 Millimetern. Vorne gab es eine Starrachse an Längsblattfedern, hinten eine Deichselachse. Der kompakte Rennwagen wog nur 740 bis 750 Kilogramm und war deshalb extrem wendig. Außerdem hatte er eine sehr gute Zuverlässigkeit. Schnell setzten berühmte Piloten auf die noch junge Marke Bugatti.
Das gilt auch für den Bugatti 35 B, den EMC jetzt in 1:43 vorstellt und in einer Auflage von 30 Stück für knapp 500 Euro liefert. Ja, man könnte jetzt sagen: „Noch ein Bugatti 35 B.“ Aber dieser hat eine ganz besondere Geschichte. Das Vorbild gewann mit William Charles Frederick Grover den Großen Preis von Frankreich in den Jahren 1928 und 1929. Es gehörte damals einem anderen GP-Sieger: Louis Chiron, der selber 1929 den Grand Prix von Spanien gewonnen hatte. Solche Rennwagen mit einer außergewöhnlich erfolgreichen Geschichte sind bei Oldtimer-Enthusiasten natürlich ganz besonders beliebt. So wurde der Wagen mit der Chassis-Nummer 4938 und der Motorennummer 192T schließlich auch im Jahr 2012 auf der großen Auktion anlässlich des Oldtimer-Events in Pebble Beach versteigert, und zwar für 5.615.000 Dollar, das sind umgerechnet etwas weniger als 5,5 Millionen Euro.
Gut, auch der Preis für das EMC-Modell ist mit knapp 500 Euro happig für so eine winzige Miniatur. Aber die Präzision in der Ausführung ist der Firma aus der Ukraine einfach traumhaft gelungen. Fahrwerk, Felgen, Cockpit: Alles ist hier von hervorragender handwerklicher Qualität gekennzeichnet. Ein echter Bugatti eben!