Der andere 917/20 als Designmodell in 1:4 - Das 917er-Einhorn

M. Scott

 · 29.10.2023

Der andere 917/20 als Designmodell in 1:4 - Das 917er-EinhornFoto: Markus Bolsinger, Unternehmensarchiv AG (1)
Im Windkanal (mit Tony Hatter und Hermann Burst)
Dieses 1:4-Modell hat den Status eines Fabelwesens und war 1978 Titelstar der „auto motor und sport“.
So hätte die „Pinke Sau“ auch aussehen können: Der Vergleich zum Original im Hintergrund enttarnt die Besonderheiten des 1:4-Modells.
Foto: Markus Bolsinger, Unternehmensarchiv AG (1)

Allein dafür hätte sich der Aufwand schon gelohnt: Als „auto motor und sport“ in seinem Heft 16 vom 2. August 1978 die Headline „Porsche: Das Auto von morgen“ an den Kiosk brachte, zierte ein silberner 1:4-Rennsportwagen die Titelseite des Stuttgarter Magazins. Doch die Verkleinerung hatte durchaus einen seriösen, ja sogar zukunftsweisenden Hintergrund.

Sie ist ein Geheimnis in der stetigen Weiterentwicklung des Erfolgsmodells 917. 1970 war Folgendes das Ziel: eine neue Variante zu entwickeln, die von der Länge her ein Kurzheck sein sollte, aber mit der aerodynamischen Finesse und Effizienz des Langhecks. Zwei Konzepte sollten konkurrieren. Das eine entstand am Forschungsinstitut für Kraftfahrwesen und Fahrzeugmotoren an der Universität in Stuttgart (FKFS) und ist auf unseren Fotos in Silber zu sehen. Gleichzeitig arbeitete die Société d’ètudes et de réalisation automobiles, kurz SERA, an derselben Idee. Die Franzosen setzten sich durch, das Fahrzeug ging 1971 als Porsche 917/20 beim weltberühmten Rennen in Le Mans an den Start und erhielt wegen seiner schweinischen Dekoration auf pinker Farbe den Kosenamen „Pinke Sau“. Pilotiert von Reinhold Joest und Willi Kauhsen, fuhr die Nummer 23 bis zu ihrem Ausfall erstaunliche Rundenzeiten. Die Einspritzanlage machte damals Probleme, die Aeroydynamik auf jeden Fall nicht.

Der silberne Gegenentwurf des Stuttgarter Teams von 1970 war als 1:4-Modell besonders liebevoll ins Detail umgesetzt. Er hatte sogar eine Beleuchtung mit an Bord, die sich einschalten ließ. Und er wurde als späte Ehre im hauseigenen Windkanal getestet. Mit dabei: Tony Hatter, der 2019 Designer in Weissach war, und der 1970 für die Aerodynamik federführend tätige Hermann Burst.

Sogar ästhetisch hinterlässt der silberne Renner, den wir in der aktuellen Ausstellung des Porsche-Museums abgelichtet haben, einen überzeugenden Eindruck. Auch die Besucher an dem gut frequentierten Publikumstag konnte der „Oldtimer“ in Verzückung oder Erstaunen versetzen. Sofort standen Fragen im Raum. Und die Redaktion von „auto motor und sport“ hievte ihn auf einen Titel, der ihn mit einer Kernkompetenz von Porsche verknüpft: der Frage nach der Zukunft.

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