Das Lebenswerk von Heinrich Bauer - Ein Leben wie ein Turbo

Andreas A. Berse

 · 31.03.2025

Das Lebenswerk von Heinrich Bauer - Ein Leben wie ein TurboFoto: Blackys Studio, C. Hoffmann, Werke
Einen Gang hochschalten, das hat Heinrich Bauer beinahe sein ganzes Leben lang getan und uns deshalb viel mehr als nur schöne Modellautos hinterlassen.
Porsche 911 Speedster von Maisto, das erste 1:18-Modell
Foto: Blackys Studio, C. Hoffmann, Werke

Heinrich Bauer, der uns im letzten Jahr leider verlassen hat, war bei einer unserer ersten Begegnungen geständig: „Ja, ich bin ein Auto-Verrückter. Von meinem ersten Geld, das ich in Frankreich verdient habe, kaufte ich mir sofort einen Simca Vedette mit V8. Das Geld zum Tanken habe ich mir dann geliehen!“ Nach Frankreich kam er über einen Umweg bei Schuco. Der sagenumwobene Firmengründer Heinrich Müller gab dem Kaufmann die ersten Impulse. Aber Bauer war ungeduldig: „Wir müssen Schuco in Frankreich verkaufen und nicht nur in Deutschland.“ Schließlich bekam der nervende Jungspund einen VW Variant vollgepackt mit Mustern, dessen vierter Gang immer wieder rausflog, und Bauer machte nach dem Krieg für die große Marke den Charmeur westlich des Rheins. Kurze Zeit später heuerte er beim frisch aus der Taufe gehobenen Importeur an der Seine an, aber ein paar Jahre danach kehrte er wieder nach Bayern zurück.

Erfindungsreich war Bauer auch bei der Produktbeschaffung: So importierte er Holzspielzeug und Plüsch aus der DDR, was ihm im Freistaat nicht nur Freunde einbrachte. Und: Er hatte immer ein feines Näschen für die internationale Perspektive des Spielzeugs. Einmal nahm er den Autor an die Seite und erinnerte sich: „Im Jahr 1962 war ich mit einem guten Freund das allererste Mal in Hongkong gelandet. Als wir aus dem Flughafengebäude herausgingen, war mir eines sofort klar: Hier riecht es förmlich nach Geld!“

Für die Modellautofans startete er als deutscher Importeur von Maisto durch, war für die Besitzer-Familie aber auch ein Freund und viel mehr. Auf dem deutschen Markt begann das 1:18-Programm mit dem Porsche 911 Speedster und dem Mercedes-Benz 500 SL beim Kaffeeröster Tchibo, eingefädelt von dem knorrigen Franken, dessen Lieblings-Limousine immer die viel gescholtene S-Klasse der Baureihe W 140 war – selbstverständlich als 600er und mit langem Radstand. Die beiden ersten Oldtimer im Maßstab 1:18 des Maisto-Erzrivalen Bburago, der Mercedes-Benz 300 SC als Cabriolet und der BMW 502 ebenfalls als Cabrio, waren auch Heinrich Bauers Ideen. Der offene Barockengel wurde anhand eines Autos vermessen, das ihm damals gehörte. Und Bburago ist heute längst eine Marke des Maisto-Konzerns. Unter Bauer Exclusive, seiner neuen Eigenmarke, erschienen dann noch Bugatti-Klassiker in hochwertiger Machart.

Mit etwas Glück konnte einem in Nürnberg an einer Ampel ein stattlicher Herr hinter dem Volant eines zweifarbig lackierten Rolls-Royce-Oldtimers begegnen, der stilecht in einen Kamelhaarmantel und einen Seidenschal gehüllt war. Kenner wussten, wer es war. Auch das wird mir einfach fehlen! Und noch so viel mehr.

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