Andreas A. Berse
· 23.03.2023
Egal ob Kleinserie oder aber Plastikkit: Unser Boxenstopp nimmt alle ausführlich im Kurztest unter die Lupe.
’71 Tyrrell 003 GP Monaco...
...von Tamiya in 1:12 Was für eine verrückte Idee, und was für ein Erfolg! Der von Derek Gardner designte Tyrrell 003 entstand ausschließlich als Einzelstück, und exklusiv durfte Jackie Stewart in sein Lenkrad greifen. Der Rennstall aus dem britischen Ockham errang damit 1971 die Konstrukteurs-Weltmeisterschaft in der Formel 1 und Jackie Stewart den Titel als Fahrerweltmeister. Höchste Zeit also für einen weltmeisterlichen Kit in 1:12, den Tamiya zielsicher aus seinem historischen Formelfundus hervorzaubert. Und in Sachen Passgenauigkeit und Bauanleitung hat der Kit-Youngtimer die Jahre bis zur Wiederauflage ohne Fältchen überdauert. Echte Qualität ist eben langlebig. Aber: Tamiya aus Shizuoka hat auch in Details an seinem blauen Renner gefeilt. So fertigt Cartograf, eine unbestritten erste Adresse, die Decals, und eine zusätzliche Platine mit Fotoätzteilen hebt die ohnehin schon starke Detaillierung auf ein noch höheres Niveau. Für Kenner ist dieser Bausatz die goldrichtige Wahl, und das einzige Manko daran ist die Tatsache, dass auch dieser exquisite Bastelspaß einmal zu Ende geht. Das kann auch Tamiya nicht verhindern.
Ferrari Daytona SP3...
...von Lego in 1:8 Gerade zum Ende des Jahres haut Lego gerne eine spektakuläre Neuheit in Sachen „Technic“-Serie heraus, und manchmal tragen diese Projekte die Farbe Rot, und die Steinchen formen ein Vorbild aus Maranello nach. Dieses Rollenfach besetzte zum Jahreswechsel eindeutig der Ferrari Daytona SP3, den die Bauklötzchen-Legende im angenäherten Maßstab 1:8 umgesetzt hat. Der Kit aus nicht weniger als 3778 Teilen hat bewegliche Türen wie Hauben, und auch die Lenkung lässt sich über das sportliche Volant steuern. Dazu legt Lego noch eine funktionstüchtige Federung obendrauf. Einmal mehr idiotensicher präsentiert sich die Bauanleitung der Weltfirma aus Dänemark. Genug Geduld vorausgesetzt, ist die Montage des roten Bausatzriesen aus Maranello also überhaupt keine große Hürde.
Lancia Delta HF Integrale 16V...
...von Italeri in 1:12 Kaum hat der Kit des Lancia Delta HF Integrale 16V von unseren Lesern den Titel „Modellfahrzeug des Jahres“ in der Kategorie der großen Bausätze erhalten, stellt sich das fein detaillierte Produkt dem Bausatztest. 200 Euro für einen Bausatz sind ein Wort, aber der 1:12-Kit sprengt auch den Rahmen des Üblichen. Denn Türen und Hauben sind beim Delta beweglich, und das zu einem einzigen Zweck: um die furiosen Technik-Details in Sachen Motor und Antriebsstrang sowie im Renninterieur in vollem Umfang zeigen zu können. Italeri liefert zudem gleich zwei Hilfsmittel für das Zusammensetzen: eine Bauanleitung auf Englisch und Italienisch und einen „Painting & Decals Guide“ in beiden Sprachen. Beide sind sehr hilfreich, denn bei so einem großen Kit geht es ja mächtig in die Details, und da sind vor allem umfangreiche Informationen über die korrekte Kolorierung wichtig. Wer hat von diesem Rallye-Flitzer denn wirklich schon einmal ein Original sehen können? Der Kit ist eher etwas für Experten.
’71 Ford Mustang Boss 351...
...von Revell in 1:25 Wenn die Experten sich wieder einmal darüber streiten, welcher Ford Mustang in der Geschichte dieses Fastback- Coupés aus den Vereinigten Staaten der optisch Gelungenste war, dann kommt die Version von 1971 zumindest in die engere Auswahl der wahren Kenner. Vielleicht auch deshalb legt Revell jetzt genau diesen Zweitürer aus der erfolgreichen Pony-Car-Ahnengalerie als Bausatz in 1:25 wieder neu auf. Der Kit aus dem US-Formenfundus kommt sehr detailliert daher, was schon die schiere Teilezahl von 120 zweifelsfrei unterstreicht. Die Vorderräder sind lenkbar konstruiert, und die Motorhaube lässt sich öffnen. Darunter hat Revell den originalgetreuen Cleveland-V8 mit 5,8 Litern Hubraum realisiert, der so zum Boss 351 gehört wie das galoppierende Mustang-Emblem zum Wagen aus Detroit. Die farbig gestaltete Bauanleitung der Ostwestfalen führt sehr souverän in übersichtlich gestalteten Baustufen durch die Montage des Coupés, gibt wichtige Tipps, was zu tun ist, und spart außerdem nicht mit hilfreichen Hinweisen zur Farbgestaltung des Zweitürers mit Fließheck, die das Ergebnis der eigenen Bastelbemühungen noch einen Tick originalgetreuer gestalten können. Die Chromteile, die Revell seiner Neuheit spendiert, sind sauber produziert und glänzen satt. Der Decal-Satz in guter Qualität umfasst neben Kennzeichen aus verschiedenen Staaten auch die typischen Dekorsätze, die den Boss 351 auszeichnen und von den Standardmodellen des Mustang abheben. So gelingt Revell mit dem 351 eine Neuheit, bei der viel Bastelspaß vorprogrammiert ist.
Nissan Skyline HT 2000 GT-X...
...von Hasegawa in 1:24 Man mag es kaum glauben, aber der Nissan Skyline von 1972, dem Hasegawa jetzt einen 1:24-Bausatz widmet, war schon die vierte Generation dieses Fahrzeugtyps der Japaner. Denn dessen Geschichte begann bereits im Jahr 1957. Den Skyline von 1972 gab es noch als Limousine und Kombi sowie als Coupé zu kaufen, dem sich nun auch Hasegawa widmet. Natürlich zeichnet der 1:24-Kit mit geschlossener Karosserie einen Rechtslenker nach. Doch den Wagen von 1972 gab es auch schon für den Export, ab 1973 sogar für Deutschland. Vielleicht schiebt Hasegawa ja wie so häufig den Linkslenker noch nach. Denn mit dieser Generation wurde der Skyline auch zum Exportschlager. Der hier von den Japanern verkleinerte GT-X hatte einen leistungsstarken Einspritzmotor mit vier Zylindern. Davon ist aber bei der fein gestalteten Miniatur leider nur die Gravur der Ölwanne im Bereich der Bodenplatte zu erkennen, denn die vordere Haube bleibt bei dem Kit geschlossen. Die Karosserieform trifft der asiatische Bausatz präzise, und im Bereich des Interieurs inszenieren die Japaner eine originalgetreue Mischung aus Luxus und Sportlichkeit der Siebziger. Die Bauanleitung fällt übersichtlich aus und liefert dank Farbcodes in Englisch auch korrekte Hinweise für die originalgetreue Lackierung. Decals für die Typenschriftzüge und die Instrumentierung des Coupés runden die Ausstattung der Hasegawa- Neuheit angemessen ab.
MODELLFAHRZEUG-WERTUNG