Automobile Meilensteine besuchen das Zukunftsmuseum

Andreas A. Berse

 · 06.05.2022

Automobile Meilensteine besuchen das Zukunftsmuseum

Das Auto muss sich schneller wandeln denn je. Meilensteine en miniature, abgelichtet im Zukunftsmuseum, zeigen, dass es dies immer geschafft hat.

Noch gerade rechtzeitig zum Fototermin kam der Audi RS Q e-tron im Rallye-Trimm als 1:43er. Im Hintergrund die Studie Pop.Up Next.
Foto: Markus Bolsinger

Es ist das Jahr 1947: Der niederländische VW-Importeur Ben Pon weilt in Wolfsburg, strichelt in sein kleines Ringbuch eine Skizze. Es ist ein Transporter, der mit KäferTechnik die Welt verändert. Später nennen ihn alle Bulli, egal ob er als Kastenwagen, Pritsche, Doka oder Bus daherkommt. Solche Typen braucht das Wirtschaftswunder. Auf nicht einmal 4,3 mal 1,8 Meter Verkehrsfläche ist er ein Alleskönner: Transporttalent, Globetrotter, der die Welt entdeckt, Hippie-Mobil mit viel Platz zum Schmusen, Pardon: für Happenings. Auf Besuch im Zukunftsmuseum in Nürnberg hat ein ganz besonderer Bulli vorbeigeschaut: der Transporter Typ T1b vom „VW-Kundendienst“ in blau-orangefarbener Lackierung von Schuco in 1:18 mit dem „VW-Männchen“ auf den Flanken. Denn auch ein VW hat mal eine Panne. Das Top-Modell mit Die-Cast-Karosserie hat bewegliche Türen, Seitentüren, Hecktür und Motorhaube sowie lenkbare Vorderräder, aber kostet trotzdem nur 99,95 Euro und kommt im August. Wie clever Pons Skizze vor 75 Jahren war, wird bis in das letzte Detail deutlich.

Die erste Energiekrise war am Mini schuld, die Suezkrise von 1956. Plötzlich wäre ein kleines, sparsames Auto für die Stadt mit tollem Raumangebot der Stein der Weisen. 1959 war er da. Der Brite hinter dem Mini war griechischer Herkunft, Sir Alec Issigonis, geboren in Smyrna im Osmanischen Reich, erfand den modernen Kleinwagen. Vorne Vierzylinder-Quermotor vom Austin A30, darunter das Getriebe angeflanscht, Frontantrieb und dahinter viel Platz für Passagiere wie Koffer und ein bisschen für Auspuff und Hinterachse. Dieser Mini wurde genauso sexy wie der gleichnamige Rock. MODELL FAHRZEUG hat sich zwei Miniaturen ausgesucht. Die erste ist hip und kommt im „Austin Powers“-Look der Sechziger daher. Playmobil baut ihn in 1:22,5, passend zu seinen Frauchen, Männchen und so weiter. Beigelegt ist ein smarter Kerl, der jede Menge „Mojo“ besitzt, eine Dame im Mini-Dress samt mustergültig abgestimmtem Dalmatiner und ein Bobby mit Helm. Für 69,90 Euro gibt es ein abnehmbares Dach, damit die Personen einsteigen können, und eine bewegliche Kofferraumhaube. Mini Nummer zwei hat eine mindestens so interessante Abstammung wie Sir Alec Issigonis: Er wurde als 1:12-Modell von Premium Classixxs in die Welt gesetzt und kommt nun unter dem Namen Schuco wieder in den Handel, in British Racing Green mit cremeweißem Dach und weiß-schwarzen Sitzen sowie Holzarmaturentafel – behave! Das Chrom glänzt satt, das Schloss der Heckklappe funktioniert tadellos wie originalgetreu, und die Vorderrädern sind lenkbar. Das kostet: 199 Euro, ab Juli.

Reden wir über Nachhaltigkeit im Design, ausgerechnet bei den Autos, die sich am schnellsten verändern: bei Sportwagen. Reden wir über den Sportwagen, der im nächsten Jahr 60 wird, den Porsche 911, gezeichnet und entworfen von Ferdinand Alexander Porsche. 1963, als der erste Elfer kam, war Aerodynamik ein Buch mit sieben Siegeln. Heute gibt es Windkanäle und Algorithmen für Aerodynamik, die kühlschrankgroße Rechner brauchen. Trotzdem sieht der Elfer immer noch fast so aus wie vor 59 Jahren. Wir zeigen drei davon. Der grüne Targa von Schuco als 911 S von 1973 kommt im Mai für 99 Euro. Der RWB-Elfer auf Basis des Porsche 911 der Generation 964 (55 Euro) stammt vom Tuner Rauh-Welt, den der Japaner Akira Nakai mitgegründet hat. Solido baut den „Hibiki“-Porsche nach, der 2016 für einen Briten entstand. Dieser orange Elfer ist ein Kind des neuen Jahrhunderts und basiert auf einem Oldtimer. Beide kommen in 1:18. Dritter im Bunde ist der gelbe Porsche 911 RS von Playmobil mit zwei Figuren und Picknick-Körbchen. Die drei Elfer haben wir im Umfeld eines Exponats in Nürnberg abgelichtet, das materialsparendes Bau en mit Beton erklärt.

Wenn Mercedes wirklich an die E-Mobilität glaubt, dann zeigt dies ein Auto, das 2021 auf der ersten Münchner IAA kollektives Erstaunen erntete: der EQS, die vollelektrische S-Klasse. Frau Baerbock hat sich schon eine geleistet. Bei seiner Ikone bricht Mercedes radikal im Design zugunsten einer überragenden Aerodynamik. Ob ein Viertürer mit 2680 Kilogramm Leergewicht und 523 PS jetzt die Welt rettet, lassen wir im Raum stehen. Tatsache ist: Der EQS ist ein High-EndMeilenstein, und NZG baut das passende 1:18-Modell, das MODELL FAHRZEUG hier ablichten konnte. Das NZG-Modell gibt es in Graphitgrau, Obsidianschwarz (99 Euro) und mit Lichtfunktion in der Kombination von Obsidianschwarz mit Hightechsilber (159 Euro) ab Juni zu kaufen. Beim Shooting haben wir ihn zusammen mit einem 1:20Modell des Elytra Filament Pavilions abgelichtet, der auf dem Vitra Campus zu sehen ist und Robotik mit bionischen Formen vereint.

Und der Rennsport? Er steht auch immer öfter unter Strom. Das beweist der Audi RS Q e-tron, der erste Teilnehmer der Dakar-Rallye, der eine Tagesetappe mit vollelektrischem Antrieb und die Abu Dhabi Challenge 2022 gewann. Auch ihn gibt es als Meilenstein ab Juni zu kaufen: in 1:43, von Minimax zum Preis von 59 Euro. Im Hintergrund der Bilder zu sehen: Der Pop.Up Next, eine urbane Designstudie der Ingolstädter für zwei Personen, die im Moment im Nürnberger Museum zu Besuch ist.

September 2021: In Nürnberg eröffnet das Zukunftsmuseum, eine wegweisende Dependance des Deutschen Museums in München. Hier konnten wir all diese automobilen Meilensteine ablichten. Auf drei Etagen gibt es Roboterlabore, Solarmobile und einen unverwechselbaren Blick in die Welt der Science-Fiction (www.deutschesmuseum.de/nuernberg). Das Beste daran, wie uns Sebastian Linstädt, der oberste Öffentlichkeitsarbeiter des fränkischen Museums, verspricht: „Dieses Museum muss sich stetig wandeln. Das ist genau unser Konzept.“ Also: Der erste Besuch macht neugierig, und vor allem auf eines: das regelmäßige Wiederkommen. Ganz oben in der ScienceFiction-Welt wird zudem eines klar: All diese Zukunftsvisionen sagen viel über die Zeiten aus, in denen sie geträumt wurden. Bedeutet auch: Kein modernes Autokonzept ohne den Blick in die Historie, oder, wie es einmal auf dem Mercedes-Stand der Techno Classica in Essen hieß: Keine Zukunft ohne Herkunft.