Kleinserien-Insider - Die belgische Modell-Confiserie

Andreas A. Berse

 · 22.03.2023

Kleinserien-Insider - Die belgische Modell-Confiserie
Fotos: Werk

Der Modellauto-Kosmos kennt viele Variationen: einfach und robust, preiswert und mit viel Spielwert, einmalig und auf die Spitze getrieben. Michel Stassart beschäftigt sich schon sehr lange mit dem letztgenannten Thema und hat es dabei erreicht, ein echter und vor allem unverwechselbarer Virtuose in Sachen Modellbaukunst zu werden. Heute bevorzugt er die Baugröße 1:8 und fertigt seine erstaunlichen Wunderwerke stets komplett in Eigenregie.

Das Cobra Daytona Coupé...
Foto: Werk

Es gibt Modellbauer, die gehen einer ganz besonderen Profession nach. Sie sind so selten wie Einhörner. Sie fertigen Unikate für die Besitzer von extrem seltenen und extrem teuren Originalen an. Die wollen das, was in einer geheimen Garage parkt, in einem großen Maßstab bis ins letzte Detail auch auf ihrem Schreibtisch geparkt haben – beispielsweise in 1:8.

So entstehen dann Solitäre, und der Rückgriff auf vorgefertigte Teile fällt meistens aus. One-Off-Miniaturen sind hier gefragt. Auftragsarbeiten mit der Limitierung von „1“ sind hier gewollt. Michel Stassart ist einer von den Virtuosen, die sich auf diesem Feld bewegen. Der Künstler erinnert sich: „Ich habe in den Neunzigern begonnen, mein Hobby Modellbau etwas ernsthafter zu betreiben. Aber damals habe ich mich vor allem noch darauf konzentriert, kommerzielle Miniaturen mit meinen handwerklichen Fähigkeiten zu verbessern.“ Doch Stassart war auch damals schon Perfektionist, und schnell wurde dem Liebhaber klar: „Du gehst damit immer einen Kompromiss ein, wenn du auf einen Basiskit, sei er auch noch so gut, deine Finessen draufsattelst.“ Das wollte der Experte aber nicht mehr länger tun.

Also nahm er sein Modellbauer-Herz in die Hand und verwirklichte einen verwegenen Plan: Modellprojekte komplett selber zu entwickeln. Über die Jahre hinweg hatte sich der Könner einen Namen aufgebaut. Der Kontakt mit diesen speziellen Kunden war für ihn sicher die geringere Herausforderung. Stassart spezialisierte sich auf den Maßstab 1:8 für seine Unikate. Und an dieser Stelle können wir zwei seiner Wunderwerke zeigen, die unverwechselbare Fingerabdrücke seiner Fähigkeiten liefern. Zum einen den offenen, roten Rennsport-Spider Ferrari 333 SP und zum anderen ein spezielles Cobra Daytona Coupé in hellem Blaumetallic. Es gibt manchmal ganz seltene Miniaturen, die etwas Besonderes, Brillantes ausstrahlen. Sie begegnen uns nur ganz selten, aber es wirkt dann so, als hätten diese raren Preziosen so etwas wie eine Seele. Die beiden 1:8-Kunstwerke, die wir hier auf unseren Bildern eingefangen haben, gehören eindeutig zu dieser Kategorie.

Stassart: „Solch ein Projekt beginnt immer mit einem Dossier, das man zu dem Original erstellen muss. Ein Unikat aus mehreren Tausend Bauteilen ist schließlich eine komplexe Aufgabe.“ Der Modellbauer führt dabei Dokumente zum Original, Informationen – teilweise auch aus dem Werk der Herstellers – zusammen mit einer ausgefuchsten Fotoproduktion, die leicht mehrere Hundert Motive umfassen kann. Der Belgier zu MODELL FAHRZEUG: „Ich brauche ganz andere, spezielle Bilder. Aber dank meiner Erfahrung weiß ich genau, was ich ablichten muss, damit eine perfekte Verkleinerung in 1:8 entstehen kann. Das ist ein langer Weg gewesen.“ Da kommen dann am Ende über 5000 Bauteile zusammen, gefertigt aus Messing, Stahl, Kunstharz oder Alu. Es wird fast immer geschraubt und nur sehr selten etwas geklebt. Mehr Infos gibt es noch unter www.michelstassart-creation.be.

Auf der Webpage können auch Kunden mit Michel Stassart Kontakt aufnehmen, denen selber eventuell der Sinn nach einer solchen Unikat-Verkleinerung in 1:8 steht.