Kleinserien-Insider - Ihre Majestät bittet zur Audienz

Andreas A. Berse

 · 23.04.2023

Kleinserien-Insider - Ihre Majestät bittet zur AudienzFoto: Werk

Heute steht bei uns ein Unikat im Mittelpunkt. Das Vorbild liefert der Bugatti Royale Type 41 als Coupé Napoleon, wie er im Jahre 1931 entstand. Ein Team aus der Schweiz formte mit viel Geschick und in verschiedenen handwerklichen Techniken, die auch den 3D-Druck umfassen, ein 1:8-Modell der ganz besonderen Art, das fahren kann und natürlich auch Licht sowie einen originalgetreuen Sound besitzt – ein beeindruckender Solitär.

Trotz der extrem filigranen Ausführung des 1:8-Modells versteckt sich in dem Bugatti La Royale ein E-Antrieb
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Es war immer das Ziel von Ettore Bugatti, ultimative Luxusfahrzeuge zu konstruieren, die jede Konkurrenz in den Schatten stellen konnten. Der Bugatti Royale ist sicher der Höhepunkt dieser Entwicklung gewesen, und als Coupé Napoleon von 1931 strahlt dieser Wagen, der auf einem Chassis des Type 41 aufbaut, wohl am hellsten.

Ein Team aus dem begnadeten Modellbauer Hans Leuenberger sowie Martin Schmid und Peter Meyer-Koller vom Team „Recherche und Vermaßung“ hat sich nun an ein abenteuerliches Projekt gewagt: genau diesen Bugatti im Maßstab 1:8 nachzubauen und dem Unikat zusätzlich dazu noch Features wie einen Antrieb, Licht und originalgetreuen Sound zu spendieren. Dabei orientierte sich das Trio in Sachen Finish, Verarbeitungsqualität und Hingabe an der Vorlage, also am Maximum. Und ein erster Blick auf die Bilder zeigt, dass dieser hohe Anspruch von dem fast einen Meter langen Modell überzeugend eingelöst werden konnte. Umso interessanter ist die Technik, die für die Realisation in 1:8 benutzt wurde. Sie verknüpft modernste Methoden wie den 3D-Druck mit traditioneller Handwerkskunst auf ausgesprochene clevere Art und Weise.

Erster Startpunkt für die Recherche war das 1:18-Modell von Bauer Exclusive. Dazu stellten die Initiatoren aber auch noch am Original wesentlichen Finessen nach und vertieften die Vorbildrecherche dadurch erheblich. Hans Leuenberger, der Modellbauer hinter der Herkulesaufgabe, ist gelernter Feinmechaniker und mit dem Autovirus infiziert. Er hatte vorher schon zahlreiche Pocher-Modelle in 1:8 gebaut und verfeinert, sich aber dazu auch noch über fast 50 Jahre mit funktionstüchtigen Dampfmaschinen beschäftigt.

Beim Bugatti Royale Coupé Napoleon kamen aber für die Verkleinerungen ganz unterschiedliche Techniken ins Spiel. Die Datenrecherche fand teilweise über Auto-CAD 2D statt, die Karosserieteile wurden zunächst im 3D-Drucker produziert, dann aber intensiv überarbeitet. Sie entstanden aus Gewichtsgründen aus Kunststoff. Die Türen bauten die Experten aus Polyurethan, deren Scharniere aus Messing, die Türgriffe des Royale sind dagegen im Wachsgussverfahren angefertigt. Der Kühler entstand aus Messing, die mit LEDs beleuchteten Scheinwerfer im Metall-Drückverfahren. Im Motorblock ist der E-Motor für den Antrieb versteckt, der über eine Kardanwelle und ein Differenzialgetriebe verfügt. Das Chassis ist aus Aluminium gefräst, die Felgen sind aus demselben Werkstoff gedreht. Die funktionstüchtigen Blattfederpakete entstanden aus Messingstahl, die Reifenformen mithilfe von 3D-Technik, die Pneus selber bestehen aber aus Silikon. Im Interieur sind feinste Stoffe nachgebildet, die ein Autosattler verarbeitet hat. Die extrafein nachgezeichneten Jaeger-Instrumente sind ebenfalls ein fulminanter Hingucker.

Am Ende dieser Entwicklungsarbeit steht eine 1:8-Version, die es durch ihre unverwechselbare Machart mit dem Original aufnehmen kann: Sie ist einmalig und repräsentiert auch eine hohe Kunstfertigkeit, die der eines Bugatti Royale Napoleon Ehre macht. Modell und Vorbild sind deshalb echte Seelenverwandte.